Der 'Schöne aus Boskoop', kurz Boskoop, gehört zu den bekanntesten Winteräpfeln und zu den beliebtesten alten Apfelsorten. Er ist eigentlich für jeden Gebrauch bestens geeignet: als Tafelobst, für Apfelmus, zum Backen, Einkochen und auch zur Saft- und Mostgewinnung. Und natürlich als Bratapfel zur Weihnachtszeit!
Der 'Schöne von Boskoop' ist ein Zufallssämling, welchen der holländische Pomologe Kornelis Johannes Wilhelm Ottolander um 1850 in Boskoop (Niederlande) auffand; vermutlich als Sproßmutante eines Wildlings. Die großen Früchte variieren sehr. Sie haben eine raue Schale und sind gelblichgrün mit ziegelroten Streifen.
Sein alljährlich guter Ertrag, seine Vitalität, Größe und sein guter Geschmack sind die Besonderheiten dieses Boskoop. Der angenehme Geschmack entsteht durch das saftige Fleisch, viel Zucker, aber auch genügend an angenehmer, ausgleichender Säure. Pflückreif ist der Apfel Mitte bis Ende Oktober und genussreif ab Dezember bis in den April hinein.
Steckbrief: 'Schöner aus Boskoop'
Der Wuchs: Wie viele der alten Apfelsorten ist er von Hause aus ein kräftig wachsender Baum, der breite Kronen bildet.
Die Blüte: –
Bekannte gute Befruchtersorten: Cox Orange, Dülmener Rosenapfel, Oldenburg, Goldparmäne, Klarapfel, Ontarioapfel, Zuccalmaglio, Ananasrenette, Baumann, Charlmowsky, Gelber Bellefleur, Landsberger, Nordhausen, Jonathan, Golden Delicios, oder Boiken
Der Ertrag: Gut. Aber auf stark wachsenden Veredlungsunterlagen alternierend, d.h. der Ertrag ist nicht jedes Jahr gleich hoch.
Die Früchte: Aromatisch, angenehme Säure. Raue, gelblichgrüne Schale mit roten Streifen.
Resistenzen: –
Ungünstige Eigenschaften: Der erste Ertrag setzt verhältnismäßig spät ein; u.U. kann Kernfäule und in ungünstigen Lagen Schorf auftreten; Apfelbäume werden manchmal von sog. Blutläusen befallen.
Bezugsquelle: In den Baumschulen gut erhältlich
Synonyme: Boskop, Schöner von Boskoop, Gelber Boskoop, Goldrenette, Graue Winterrenette
Der Boskoop gedeiht sowohl auf feuchten als auch auf trockenen Böden (besonders die rote Mutante*). Der optimale Standort wäre ein etwas feuchter, kalkhaltiger Boden. Kalte Böden dagegen sind weniger geeignet. Das Klima sollte im Idealfall nicht zu rau sein und luftfeucht (Meeresklima). 'Roter Boskoop'* (eine Mutante) verträgt Trockenheit noch ganz gut.
Der Boskoop ist, wie viele der alten Apfelsorten, von Haus aus ein kräftig wachsender Baum, der breite Kronen bildet. Auf stärker wachsender Unterlage (Hochstamm) ist der 'Schöne aus Boskoop' eine Apfelsorte für den Extensivobstbau – also für Streuobstwiesen und auf Grasland. Auf stark wachsenden Veredlungsunterlagen hat er auch die Eigenschaft, zu alternieren, d.h. der Ertrag ist nicht jedes Jahr gleich hoch. Sind weniger Früchte ausgebildet, dann werden die wenigen Äpfel meist sehr groß. So gleicht sich ein scheinbar schlechtes Apfeljahr dann doch wieder aus. Auf schwachwüchsiger Unterlage und als Spindel gezogen ändert sich die Regelmäßigkeit der Fruchtbildung jedoch zum Positiven hin.
Da der Baum selbst gut windfest ist, so können und sollen die Früchte möglichst spät geerntet werden. Das bringt mehr Aroma, und die Früchte halten sich im Winterlager besser. Die günstigste Lagertemperatur liegt bei 3-4 °C. Unter gewöhnlichen Lagerbedingungen (im Keller) hält sich der Apfel allerdings nur bis Ende Januar gut, dann wird er etwas welk.
Befruchtung und Veredlung
Der Boskoop benötigt für einen guten Fruchtansatz andere Apfelsorten als Pollenspender, doch er selbst ist keine gute Befruchtersorte. Neben den oben genannten Sorten ist der Klarapfel dafür sehr gut geeignet. Nicht selten hört man, dass in Gärten mit einzelstehenden Apfelbäumen der Sorte Boskoop jene kaum tragen. Ein häufiger Grund ist die fehlende Befruchtersorte; also eine Fremdsorte, die in der näheren Umgebung steht. Man könnte nun einen Klarapfel als geeignete Befruchtersorte in die Nähe pflanzen. Doch es würde schon genügen, auf den Boskoop ein oder zwei Äste mit dem Klarapfel zu veredeln.
Wer z.B. nur ein paar Augustäpfel für den Frischverzehr im Sommer braucht, für den ist ein Klarapfelbaum oft zu viel. Die Alternative wäre also, auf einen Herbst- oder Winterapfel einen Ast mit Klarapfel aufzupfropfen. Wer will, der kann sich ohne Probleme bis zu fünf Apfelsorten auf einen Baum veredeln. (Und diese vielleicht sogar so aufeinander abgestimmt, dass man bis in den Spätherbst hinein immer frisch gepflückte Äpfel zum Sofortverzehr hat.)
Ebenso ist es auch möglich, auf einen vorhandenen Apfelbaum (z.B. James Grieve**) ein oder zwei Äste mit Boskoop-Reisern zu veredelt. Das genügt oft schon zur Selbstversorgung.
Krankheiten und Schädlinge
In verregneten Sommern kann Kernfäule der Früchte auftreten. In ungünstigen Lagen tritt Schorf auf. Die Apfelbäume werden manchmal von Blutläusen befallen. Eine Möglichkeit, die Läuse zu bekämpfen besteht darin, die betroffenen Äste regelmäßig mit Leinöl zu bestreichen.
Nicht unerwähnt soll bleiben, dass man heute auch moderne Ersatzsorten wählen kann. Eine dieser Sorten wäre 'Relinda' (Pillnitzer Züchtung), die Resistenzen gegen Schorf , Bakterienbrand und Mehltau aufweist. Der Geschmack der 'Relinda' geht in die ähnliche Richtung wie Boskoop (allgemein Renette), jedenfalls nach meinem Empfinden.vorgestellt:
Literatur & Quellen:
* Otto Schmitz-Hübsch [1868-1950, Merten bei Bonn] fand 1923 an einem Boskoop-Baum eine Sproßmutante mit roten Äpfeln.
** Der 'James Grieve' ist ein vorzüglicher Herbstapfel, der übrigens auch trockene Böden noch ganz gut verträgt. [TJ.27.11] I