Wer am Grabe seines Kindes ein Zeichen setzen möchte, sollte zuerst Folgendes bedenken: Das Grabmal ist ein Denkmal, welches an den verstorbenen Menschen erinnern soll. Jeder Mensch, selbst das jüngste Kind, ist eine Persönlichkeit und wert, als solche geachtet zu sein. Das Grabmal sollte immer sein Denkmal sein, also das Denkmal des Kindes und an dessen Leben erinnern. Es soll niemals ein Zeichen unserer Trauer sein. Wer ein Kind begraben muss, der hat es sicherlich nicht leicht, sich für ein geeignetes Grabmal zu entscheiden. Daher möchte ich hier einige Hinweise zur Gestaltung geben.
Zuerst aber der Hinweis: ein Grabmal zu errichten ist keine Pflicht. Wer es nicht möchte, der braucht es nicht. Besser noch: Man sollte sich für diese Entscheidung Zeit lassen. Die Friedhofsverwaltungen mögen zwar auf die Herrichtung des Grabes drängen, doch niemals drängen sie, ein Grabmal zu errichten. Da werden die Friedhofssatzungen oft falsch verstanden.
Die Grundform des Denkmals sowie die Anordnung des Sinnzeichen und der Schrift sollte gut überlegt sein:
- Symmetrische Formen bringen optische Ruhe in das Gesamtbild.
- Das Symbol soll zentral stehen und niemals Randverzierung sein.
- Der Name darf nicht plakativ auf dem Grabmal stehen
Passende Motive und Symbole
Am Grabe eines Kindes sind wir oft sprachlos und so ist es schwer, einem Kindergrabmal Inhalt zu geben.
Delphine: Ein Delphin auf einem Kindergrabmal kann ein tröstliches Sinnzeichen zu sein.
Schmetterling: Der Schmetterling ist ein altes Symbol, welches auch heute in modernerer Formensprache aufgenommen werden kann.
Fliegende Vögel: Der Vogel an sich, und im Speziellen fliegende Vögel, ist ein Bild für Hoffnung und Zuversicht.
Die Wahl des Grabsteins
In Trauerfeiern hilft uns manchmal, schweigend eine Melodie sprechen zu lassen. Bei der Gestaltung des Denkmals kann die richtige Wahl des Materials schon wie die Melodie einer Musik sein, die ohne Worte auskommt.
Holz mit seinen warmen Farbtönungen ist eine gute Wahl und oft auch preiswerter als Stein. Bei hölzernen Stelen sollte die Oberfläche möglichst beschnitzt sein und nicht nur glatt geschnitten und geschliffen. Stein kann gleichfalls ein sehr aussagekräftiges Material sein, doch nur wenn es warme und freundliche Oberflächenfarben aufweist. Sowohl schwarze, geschliffene oder polierte Steine als auch weißer oder grauer Marmor sind ein Graus! Auch aus Keramik können Denkmale gefertig werden, und selbst für ein Grabmal ist es nicht ungewöhnlich.
Grabmal selbst gestalten
Wenn man an der Machart des Steines sieht, dass dieser von Menschenhand bearbeitet wurde und nicht mit einer Maschine, dann ist dies bereits Symbol und Inhalt für sich, es ist ein Zeichen der Zuwendung. Vielleicht gestattet es dir der Steinmetz, dass du den Sein auch selber mit behauen darfst. Mit etwas Geduld wirst du einen in deiner Nähe finden. Allerdings rate ich an dieser Stelle davon ab, vollkommen eigenständig ein Grabmal her- und aufstellen zu wollen. Das ist aus versicherungstechnischen Gründen nur Bildhauern und Steinmetzen erlaubt. Einzige Ausnahme mögen einfachste Holzkreuze sein!
Ich stell hier einmal verschiedene Techniken der Applikationen (Intarsien) mit Naturmaterialien oder Keramik vor. Ich will damit aufzeigen, dass es sehr viele Möglichkeiten gibt, ein Grabmal individuell und gediegen zu gestalten.
Mosaiktechnik auf einem Grabmal für einen Priester: hier finde ich die Mosaik-Technik interessant, die in der Jugendstilzeit für die Grabmalgestaltung entdeckt wurde, doch seither selten in Anwendung kam. Ich habe jetzt keine Ahnung, ob das Kelchsymbol (links) mit der Jahreszahl 1937 das Datum der Priesterweihe ist, aber bei dieser Betrachtung denke ich, dass auf einem Kindergrabmal auch das Datum der Kindertaufe stehen könnte.
Die Inschrift
Nun zur Inschrift: diese sollte sich allein auf den Namen beschränken. Wichtig ist der Vorname, nicht unbedingt zwingend der Familienname. Beide müssen genannt sein. Darum ist es auch richtig, dass die Verwendung von Kosenamen von den Friedhofsverwaltungen abgelehnt werden. Der Friedhof ist ein öffentlicher Raum, und da gehört so etwas nicht hin. Auch Inschriften, wie "meine liebe..." oder "unsere liebe..." sind falsch, denn mit solch einem Zusatz wird das Grabmal zu einem Denkmal des Trauernden. Dann ist es nicht mehr das Denkmal des Verstorbenen, und selbst wie in unserem Falle unseres Kindes. In der Zeit der Trauer ist das schwer zu verstehen, doch hier ist weniger wirklich mehr. Nicht zwingend aber häufig praktiziert wird unter dem Namen das Geburts- und Sterbedatum genannt. Die Monatszahlen sollten dabei nie wie auf einem Formular geschrieben werden. Also niemals 30.04.2002 sondern immer 30.4.2002 oder besser noch 30. April 2002.
Generell gilt das Prinzip: Das Grabmal ist kein Werbeplakat, deshalb verbieten viele Friedhofsverwaltungen oft auch Gold- und Silberschriften sowie schwarze oder grellweiße Schriftausmalung.
Hier noch mal ein liegendes Grabmal als positives Beispiel: Die Inschrift ist nur auf den zweiten Blick zu entziffern, doch auf dem Friedhof sollte die Zeit dazu sein. Es sollte mit gut gestalteten Grabmalen eine Atmosphäre der optischen Ruhe geschaffen werden. Übrigens: hier im Bild wurde die Buchform künstlerisch für ein liegendes Grabmal verwendet. Nicht zu verwechseln mit der Stangenware von aufgeschlagenen Büchern, die in allen Steinmetzkatalogen zu finden sind.