Christliche Symbole – Entstehung und Erklärung

Christliches Symbol Ankerkreuz

Ich beschreibe auf dieser Seite christliche Symbole, welche vorzugsweise für Grabmale oder für die Alltagskunst verwendet werden können. Ich möchte zugleich aber auch für das Verständnis sensibilisieren, das der Symbolik in den Kirchen und der bildenden Kunst entgegen gebracht werden sollte. Verständlicherweise kann ich in diesem Rahmen nur eine Auswahl treffen und versuchen, so kompakt wie möglich auf die Bedeutung der Zeichen einzugehen. Wer sich tiefergehend mit der Thematik beschäftigen möchte, der sollte sich mit entsprechender ausführlicher Literatur befassen. Am Ende des Beitrages habe ich weiterführende Lektüre aufgezählt, welche in Bibliotheken ausgeliehen oder günstig antiquarisch gekauft werden kann.

Entwicklung

Die traditionellen Symbole im Christentum sind sehr vielfältig. Wir können sie in zwei Gruppen teilen. So haben wir zum einen rein christliche Sinnzeichen und zum anderen Bilder und Symbole, welche von anderen Religionen stammen oder alte Bedeutungen haben und durch den neuen Glauben dann umgedeutet wurden. Echte christliche Wahrzeichen gibt es gar nicht so viele, wie man annehmen könnte, denn etliche der im Christentum verwendeten Bildzeichen sind älteren Ursprungs und wurden lediglich auf Jesus Christus umgedeutet. Das ist nicht als Mangel anzusehen, denn Sinnzeichen sprechen nur Grundgedanken aus und regen zu subjektiven Interpretationen an. Deshalb ist es richtiger, zu sagen, Symbole, welche Christen verwenden und nicht "christliche Symbolik".

2) Christussymbol auf einem modernen Grabmal. Das Lamm mit Siegesstandarte ist ein rein christliches Sinnzeichen.

Eine gesonderte Thematik, die untrennbar mit den abgebildeten Bildzeichen verbunden ist, ist die biblische Symbolik als literarische Kategorie. Die symbolhafte Darstellung biblischer Szenen, mehr oder weniger abstrahiert, sind immer noch die ältesten malerischen Kunstwerke der jesusgläubigen Menschen in den römischen Katakomben.

Hirte Brote Fisch; christliche Erkennungszeichen; Archiv Bibelanstand Altenburg3) Erkennungszeichen der ersten Anhänger Jesu: Fisch, Brote, Anker und Der gute Hirte. Katakomben-Kunst 3. Jahrhundert.

Geschichte

In der ältesten Christenheit benutzten die Anhänger Jesu verschiedene Symbole, wie beispielsweise einen stilisierten Fisch, als Geheimzeichen zur gegenseitigen Erkennung. Diese Symbolik entstand besonders in den Zeiten der Christenverfolgungen. Anfangs waren es lediglich Erkennungszeichen, nach und nach hielten diese dann immer häufiger Einzug in den Alltag. Bald schon findet man sie an den Wänden der alten Begräbnisstätten (römische Katakomben), als Grabzeichen, auf Schmuck, Lampen und Gefäßen. Mit dem römischen Kaiser Konstantin I. (Kaiser von 306 bis 337) wurde die Lehre der jungen römischen Kirche zur Staatsreligion. Spätestens mit diesem Ereignis entfaltete sich auch die christliche Kunst, Architektur und Symbolik weiter und erreichte ihren Höhepunkt im ausgehenden Mittelalter. Bereits die Legende um die Bekehrung des Kaisers Konstantin ist interessant, der bei der Schlacht an der Milvischen Brücke am 28. Oktober 312 eines Traumes wegen das Staurogramm - eine andere Bezeichnung ist Christusmonogramm -, auf dem Fisch im Bild 5) zu sehen, auf die Schilde der Krieger zeichnen lies. Konstantin gewann mit seiner Armee die Schlacht. Ob er die Ligatur XP anfangs nur als magisches Abwehrzeichen verstand, kann nicht mehr gesagt werden, doch es zeigt, wie vielfältig derartige Bildzeichen mit der menschlichen Kultur und Geschichte verknüpft sind. Aus diesen Gründen sollten wir auch heute christliche Symbole öfter verwenden und das besonders auf den Friedhöfen, wo sie als allgemeingültige Sinnzeichen (auch im Verbund mit einem kurzen Bibelwort) auf den Grabdenkmälern zum Ort christlicher Verkündigung und Auferstehungshoffnung werden können.

Symbole und deren Deutung

Das christliche Kreuz

Kreuzigung Jesu, Spottbild, Alexamenos betet Gott an4) Rom, drittes Jahrhundert.Das aus zwei sich kreuzenden Linien bestehende Ursymbol haben wohl schon die Steinzeitmenschen in den verschiedensten Ziervarianten verwendet, und ebenso taten es die frühen Zivilisationen. Als typisch christliches Sinnzeichen, etwa in Form des Kruzifixes (Kreuz mit Jesusdarstellung) oder auch als einfache, zeichenhafte Kreuzsymbolik ist es in den frühen christlichen Jahrhunderten eher selten. Dazu muss man wissen, dass zur Zeit der ersten Gemeinden die alte, im Orient und in der Antike bis zur konstantinischen Zeit verbreitete Hinrichtungsart [1] noch so präsent und grausam war, dass man diese wohl nicht als christliches Symbol darstellen wollte. Ein stilisiertes Kreuz finden sich aber im Christusmonogramm wieder (siehe unten).
Wohl immer noch die älteste bekannte Darstellung der Kreuzigung Jesu ist eine spöttische Ritzzeichnung (heute würde man es Graffiti nennen) aus Rom, welche einen Gekreuzigten mit Eselskopf zeigen und davor einen knienden Gläubigen, im Bild 4) zu sehen. Darunter stehen die Worte "Alexamenos betet Gott an".

Die uralte äthiopische Kirche kennt die Kreuzessdarstellung im Sinne der vier Weltgegenden. Deshalb sind ihre Kreuze gleichschenklig. Da sie zum Teil sehr reich verziert sind, wird die Symbolik mit diesen Zierungen noch einmal besonders unterstrichen.
Eine der ältesten abendländischen Darstellungen der Kreuzigung Christi befindet sich auf dem Portal von Santa Sabina auf dem Aventin in Rom. Das geschnitzte Relief wurde Anfang des 5. Jahrhunderts gefertigt.
Ein altes, auf das christliche Kreuz hinweisende Symbol, ist das Ankerkreuz, auch Mondsichelkreuz genannt und im Bild 1) zu sehen. Der Anker galt in der Antike als Hoffnungszeichen (bei Sturm der einzige Halt des Schiffes) und war in der Frühzeit auch ein beliebtes Sinnzeichen an den Gräbern der Christen. Mit einem Querbalken versehen deutet es den Hinrichtungstod Jesu an. Später wurde das Mondsichelkreuz eine Metapher für das Geheimnis der Geburt Jesu: Christus, durch das Kreuz dargestellt, geboren aus Maria, die durch die Mondsichel abgebildet ist.

Symbole der Ur-Christen

Fisch

Das uralte Heilszeichen des Fisches wurde wegen seiner griechischen Wortfügung ICHTHYS als Geheimzeichen und frühes Christussymbol verwendet. Die einzelnen griechischen Schriftzeichen des Wortes IΧΘΥΣ, in deutsche Buchstaben übersetzt ICHTHYS (Fisch), wurden als Anfangsbuchstaben folgender Worte gesehen: Jesus - Christus - Gottes - Sohn - (der) Erlöser.

ΙΗΣΟΥΣ – Iēsoûs „Jesus“
ΧΡΙΣΤΟΣ – Christós „der Gesalbte“
ΘΕΟΥ – Theoû „Gottes“
ΥΙΟΣ – Hyiós „Sohn“
ΣΩΤΗΡ – Sōtér „Retter“/„Erlöser“


Der stilisierte Fisch in Verschränkung mit dem Wort ICHTHYS ist ein rein christliches Symbol.

Öllampe in Fischform mit Christusmongramm5) Spätantike Öllampe in der Form eines Fisches mit Christusmonogramm

Der Fisch war aber auch ein beliebtes Dekorationselement in jener Zeit und wurde von Christen, etwa in der Malerei der Katakomben, auch nur als Dekoration in Erinnerung an Petrus den Fischer verwendet.

Christusmonogramm und IHS

XP in Ligatur (Signum Dei)

Christusmonogramm xpDie wohl bekannteste, symbolisch abgekürzte Schreibweise für Christus fügt sich aus X und P zusammen, wie das Zeichen auf dem Fisch im Bild 5) zeigt, also aus den Anfangsbuchstaben des Namens Christus: x (Chi) und P (Rho) – Christus = altgriechisch: Χριστός. Dieses Monogramm, und das nachfolgend beschriebene ebenso, findet sich neben vielen bildhaften und symbolischen Darstellungen (z.B. in den Katakomben) bereits in der antike Sepulkralkunst, die dem gewöhnlichen Kunstgeschmack jener Zeit entsprachen.

IX (X als christl. Kreuz dargestellt) in Verschränkung

Ältestes ChristusmonogrammDieses Zeichen ist älter, als das oben beschriebene. Es wurde in Anlehnung aus den Anfangsbuchstaben des Namens Jesus Christus, altgriechisch = Ἰησοῦς Χριστός benutzt. Nach der Überlieferung soll es Konstantin im Traum erschienen sein, mit der Prophezeiung "In diesem Zeichen wirst du siegen". Der römische Kaiser setzte das XP auf seine Standarte und ließ es auf die Schilde seiner Soldaten zeichnen. Beide Symbolzeichen waren vom 4. bis zu 6. Jahrhundert sehr beliebt und wurden oft noch ergänzt oder eingeschlossen mit beziehungsweise von Alpha und Omega (Α und Ω – siehe unten). Später verwendete man als Christusmonogramm auch die Abkürzungen IC, lateinisch = Iēsous Christos und sehr spät im 15. Jahrhundert das IHS:

IHS (Nomen sacrum)

Dieses Kürzel setzt sich aus den ersten drei Großbuchstaben der griechischen Form des Namens Jesus (Iēsous) zusammen: Ι Η Σ Ο Υ Σ, wobei man das griechische Σ durch das äqivalente lateinische S ersetzte = IHS (im Mittelalter auch manchmal YHS). Nun entspricht ja das griechische H dem lateinischen E, und so fasste man später das H als lateinischen Buchstaben auf und legte dem Kürzel den Sinn "In hoc signo" (in diesem Zeichen) unter.

Christusmonogramme, Rudolf Koch6) Christusmonogramme gezeichnet von Rudolf Koch

Später gab es die Interpretation im Sinne von "Iesus hominum salvator" (Jesus, der Menschen Retter), und spätestens seit dem 20. Jahrhundert ist die landläufige Erklärung "Jesus, Heil und Seligmacher".

R.I.P.– ein Namenskürzel?

Auf Friedhöfen finden wir noch recht oft das Kürzel R.I.P. Diese drei Buchstaben sind aber lediglich die Abkürzung des lateinischen "Requiscat in pace" = Er (sie) möge in Frieden ruhen.

Biblische Symbole

Alpha und Omega (Α und Ω)

Bei Alpha und Omega handelt es sich um den ersten und den letzten Buchstaben des griechischen Alphabetes. Die beiden symbolischen Buchstaben finden sich in der frühen christlichen Kunst oft im Zusammenhang mit dem Christusmonogramm und heute immer noch recht häufig auf Grabdenkmälern unserer christlichen Friedhöfe, siehe Bild 7). Die beiden Buchstaben gehören ganz klar zur biblischen Symbolik und beziehen sich auf das neutestamentliche Buch der Offenbarung (Apokalypse) des Johannes. Dort finden wir im 22. Kapitel, Vers 13 die Jesusworte: "Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende." (Einheitsübersetzung). Es ist an dieser Stelle wichtig zu erwähnen, dass dieser Bibelvers, wie auch ähnliche in der Offenbarung des Johannes von einiger Brisanz sind, denn sie stehen in diesem Zusammenhang mit der klaren Aussage Jesu, der sich selbst als Gott bezeichnet. Entsprechend können die Verse 6 und 7 des 21. Kapitels verstanden werden: " [...] Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. [...] Ich werde sein Gott sein [...]." – in gleicher Weise bitte Vers 8 im Kapitel 2 mit dem oben zitierten Jesuswort (Kapitel 22,13) vergleichen.

Alpha und Omega Grabmalsymbol7) Alpha und Omega -Darstellung auf einem Grabmal

Die nachweislich häufige Verwendung des ΑΩ-Symbols bei den Ur-Christen und der klare biblisch-theologische Zusammenhang mit der göttlichen Natur Jesu ist heute in so macher theologischer Deutung ausgeblendet.

Palme, Palmzweig

Auf sehr frühen christlichen Grabsteinen fand der Palmzweig als antikes Siegeszeichen recht häufig Verwendung. Für die Römer war die Palme das Zeichen militärischer Siege. Hierzu muss man wissen, dass die Dattelpalme im alten Orient und besonders dort, wo Oasen eine wichtige Rolle spielten, wirtschaftlich von großer Bedeutung war. Alles, was dieses Gewächs hervorbrachte, wurde einer Verwendung zugeführt, und so war die stattliche Dattelpalme zugleich ein heiliger Baum.
Die Assyrer stellten über seiner Fächerkrone ihren Sonnengott dar, und in Ägypten war der Palmwedel das Symbol für ein langes beziehungsweise für das ewig währende Leben und wurden bei den Begräbnisprozessionen mitgetragen.
Vermutlich war die Palme ursprünglich ein Lebensbaumsymbol, welches bei den Israeliten mehr die Bedeutung bekam, die Herrlichkeit ihres Gottes zu verdeutlichen. Man lese dazu 1. Könige 6,29 bis 35, oder 2. Chr. 3,5. Der neutestamentliche Bezug zum Symbol des Palmzweiges findet sich auch im Evangelium des Johannes im 12. Kapitel, Vers 13, welches vom Einzug Jesu in Jerusalem berichtet, der nach langer Wanderschaft, in der er lehrend und heilen durch das Land gezogen war, die alte Königsstadt erreichte [2]: "Da nahmen sie Palmzweige, zogen hinaus, um ihn zu empfangen, und riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn, der König Israels!" Eine weitere Stelle der Bibel, welche den Palmzweig symbolisch zum Inhalt hat, findet sich wiederum in der bilderreichen Offenbarung des Johannes (siehe Α und Ω) Kapitel 7, Vers 9: "[...] Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm [...] , und trugen Palmzweige in den Händen."

Engel mit Kreuz und Palmzweig8) Engel mit Kreuz und Palmzweig, Grabmal 19. Jahrhundert.

Der Zweig der Dattelpalme findet sich auch heute noch auf christlichen Grabsteinen, wie in Bild 8) zu sehen, wenn auch nicht immer in künstlerisch akzeptabler Ausführung. Bemerkenswert ist weiterhin, dass auch bei diesem Palmenblattsymbol, einem archäologisch belegten Sinnzeichen der römischen Ur-Christen, ein enger Zusammenhang mit der Verehrung Jesu als Gottheit steht. Denn die Menschenmenge in Off. Joh 7,9 (siehe oben) stand vor dem Thron Gottes. Im weiteren Wortlaut der Offenbahrung (Joh 7,17) heißt es dann: "denn das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu den lebendigen Wasserbrunnen [...]" so jedenfalls die Luther-Übersetzung (1977) – die sogenannte Einheitsübersetzung hat diese Stelle heute verwässert und schreibt die entscheidende Passage so: "[...] Denn das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird sie weiden [...]".

Kranz, Lorbeer

Ähnlich der Palme war der Siegerkranz in der antiken Welt ein viel verwendetes Zeichen im Zusammenhang mit der Grablegung. In Rom war dieser Lorbeerkranz, bezugnehmend auf den Jupitermythos, das Zeichen des siegreichen Feldherren. Die frühe Kirche verband den Kranz mit dem Christusmonogramm zum christlichen Sinnzeichen. Daneben gehört der Kranz in die Sonnen- und Kreissymbolik.

Lorbeerkranz, altes Grab9) Fein ausgearbeiteter Lorbeerkranz auf einem Grabmal des 19. Jahrhunderts.

Der Lorbeer findet sich in der Mythologie um den Lichtgott Apollo wieder. Die Sonnensymbolik ist eng verwoben mit dem Strahlenkranz, aber auch mit der Verwendung der Farbe Gold auf den Altären mittelalterlicher Kirchen.

Die Siegeskrone

Palme, Kranz und Krone – erst mit der Zusammenfassung der alten christlichen Symbole ist mit aufgefallen, dass sich diese typischen urchristlichen Sinnzeichen, welche wir fast alle nur von den alten römischen Begräbnisstätten her kennen, auch in der modernen Grabmalgestaltung, bis in die heutige Zeit hinein, wie das Bild 9) dokumentiert, erhalten haben. Diese alten Bildzeichen scheinen nicht nur zeitlos zu sein, sondern sie verkörpern auch den Kern der biblischen Botschaft. Auffällig ist, dass diese ausgesprochen typischen, christlichen Symbolzeichen in der Schrifttradition des Apostels Johannes stehen: "Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben" - ein Wort Jesu, so lesen wir in der Offenbarung des Johannes 2,10.

Öllampe

Die Öllampe war in jener Zeit ein aus Ton gefertigtes Massenprodukt und im Haushalt ein gewöhnlicher, lichtspendender Gebrauchsgegenstand, ähnlich wie im 19. Jahrhundert die Petroleumlampe. Die Lampen wiesen mehr oder weniger Verzierungen auf, in christlicher Zeit auch mit entsprechenden Symbolen, vor allem das Christusmonogramm, wie im Bild 5) zu sehen ist.

Lampe, christliches Symbol 10) Öllampe als Zeichen für das Warten auf den Heiland = Advents-Symbol

Die Christen erinnerten sich mit der Lampe und dem Licht an das Jesuswort "Ich bin das Licht der Welt", im Bild 10) zu erkennen. Mit dem Gleichnis Jesu von den sogenannten klugen und törichten Jungfrauen (Matthäus 25,1–13) war die Öllampe aber auch das Bildzeichen für das Warten auf die Wiederkunft Christi (Parusie). Die Parabel geht auf den damaligen Hochzeitsbrauch zurück, bei der die Brautjungfern mit Lampen am Haus der Braut vor Tagesanbruch den Bräutigam mit seiner Familie erwarteten, dessen genaue Ankunft jedoch nicht bekannt war. Einige der Jungfrauen, so das Gleichnis, hatten aber nicht genügend Öl für ihre Lampen mitgenommen und verpassen den Auftakt der Feier, da sie mit der Beschaffung neuen Öls beschäftigt waren. Licht und Öl sind Symbole des erwachten oder erwachenden Heiligen Geistes im Menschen im Sinne einer christlichen Kontemplation. Wie wir Letztere zu verstehen haben und im Leben einordnen sollen, erklärte wohl am simpelsten der württembergische Pfarrer Johann Christoph Blumhardt (1805 – 1880) am Gegenbeispiel: "Der Teufel weiß immer Lärm zu machen im Herzen, dass der Mensch den klopfenden Heiland nicht hört."

Weitere Symbolik

  • Christussymbole und Darstellungen, welche den Heiland zeigen, finden sich besonders in der frühchristlichen Katakombenkunst:
  • Der gute Hirte, nach dem Jesus-Wort: "Ich bin der gute Hirte". Die ältesten Christusdarstellungen waren symbolische Bilder, wie in Abbildung 3) zu sehen, welche sich auf Lehren oder Taten Jesu beziehen.
  • Das Lamm Jesus sowohl als das Opferlamm als auch der Sieger, im Bild 2) zu sehen. Das Bildzeichen weist bereits theologische Inhalte auf. Dieses Bildsymbol nutze die frühe Kirche nicht.
  • Maria, das Jesus-Kind nährend, findet sich auf einer Ritzzeichnung in Kalkstein in Fayum (Ägypten) mit der Datierung von ca. 350 n. Chr.
  • Brot und Wein, sie stehen für das heiligen Abendmahl, ebenso Hostie und Kelch – Jesus: "Ich bin das Brot des Lebens." Ein sehr altes christliches Sinnzeichen ist das sogenannte Weihekreuz, ein gleichschenkliges Kreuz im Kreis, welches abstrahiert der römischen Fladenbrote entspricht.

Auferstehungssymbole Pfau, Schmetterling und Phönix

Der Jahreskreis der kirchlichen Feste hat in Laufe der Jahrhunderte eine eigene Symbolsprache gefunden. Das Osterfest, also die Feier um Jesu Auferstehung, ragt aus diesem Festkreis besonders hervor. Doch wenn wir auf die Schnelle einige Auferstehungssymbole nennen müssten, wird so mancher erst einmal nachdenken müssen und außer der Osterkerze mit dem Kreuz und dem ΑΩ-Zeichen kein weiteres nennen können. Die alte Kirche hatte als Auferstehungszeichen bisweilen eine recht merkwürdige Symbolik, etwa in dem Bildnis eines Pfauen-Vogels, welches sich in den Katakomben findet. Der Pfau gehört eigentlich zur allgemeinen, antiken, sepulkralen Bildsprache, welche die Christen übernahmen. Zumal wie in diesem Falle der Kirchenvater Augustinus in seiner Predigt erwähnte, dass das Fleisch des Pfaus nicht verwesen würde und dies als Sinnbild für die Auferstehung des Leibes sei. Auch die uralte Metapher der Wandlung des Schmetterlings von der Raupe (Sarg, Tod) zum geflügelt Luftwesen gehört in die Kategorie der Auferstehungssymbolik und Auferstehungshoffnung, welche nicht nur die Christen besaßen. Neben Pfau und Schmetterling gehört auch der Phönix, also der mythische Vogel, der verbrennt oder stirbt und aus der Asche wieder neu emporstrebt, in diese Symbolkategorie.

Ergänzungen und Literatur

  • [1] heute von manchen Muslimen nach Korananleitung praktiziert
  • [2] der kirchliche Feiertag hierzu ist Gründonnerstag
  • Koch, Rudolf; Das Zeichenbuch; Leipzig 1940 (Bild 6 und die zwei Zeichen darüber)
  • Bauer, Martin; Anfänge der Christenheit; Berlin 1981 (Bildquelle 4)
  • Müller, Gottfried; Die ersten Jahrzehnte; Leipzig 1984 (Bildquelle 2 und 3 hier und aus dem Archiv der Bibelanstalt Altenburg)
  • Heller, Adolf; 200 biblische Symbole; Stuttgart 1950
  • Saft, Walter; Symbole und Sinnzeichen des Glaubens; Berlin 1989
  • Lippfert, Klementine; Symbol-Fibel; Kassel 1961