Wer aufmerksam in historischen Stadteilen spazierengeht, der findet recht oft als Fassadenschmuck den Bienenstock. Die Honigbiene ist in fast allen menschlichen Kulturen Sinnbild für Fleiß und Arbeitseifer – auch für Sparsamkeit – das ist eine einfache Deutung dieses Bildzeichens.
Bedeutung in verschiedenen Kulturen
Bei den Kelten verkörperten die Fluginsekten geheime Weisheiten, denn man meinte, sie hätten Kontakt zum Jenseits. Vielleicht ist dies das "in vino veritas" der Honigmet trinkenden Völker. Verbreitet war der Glaube, Immen tragen Botschaften in die jenseitige Welt. Man "erzählte den Bienen" von dem Tode eines Angehörigen, damit sie diese Botschaft in die andere Welt tragen. Bei den Griechen kündigte das Erscheinen einer Imme einen Fremden an. In einigen Kulturen (z.B. Asiaten, Südamerikanische Indianer) ist das Biene Symbol der im Tode entweichenden Seele. Bei den Griechen und Römern übernahm diesen Part der Schmetterling.
Schon bei den Griechen wurde die "Große Mutter" auch als Bienenkönigin bezeichnet und ihre Priesterinnen waren "melassae". Die Pythina (Priesterin im Tempel von Delphi) war die "Delphische Biene". Die Priester und Priesterinnen des Eleusius-Kultes nannten sich "Bienen". Auch war die Biene das Attribut der Göttinnen Demeter, Kybele und Diana. Die Biene ist ein lunares Symbol und sie galt als jungfräulich.
Ein Symbol des Adels
Napoleon hatte bekanntlich einen mit goldenen Bienen bestickten Mantel. 1808 erließ er ein Dekret, in dem er die Wappensymbole (Heraldik) für seinen neu geschaffenen Adel regelte. Darin war das Insekt (auch der Mantel mit goldenen Immen) für die Würde eines Prinzen bestimmt. (Reverend, Vicomte A.: Armourial du Premier Empire, Paris 1894)
Sicher hatte sich Chlodwig die Bienenoramente vom Merowingerkönig Childerich I. († 482) abgeschaut. Childerich I. (Vater von Chlodwig I.) 1653 wurde dessen Grab beim Bau eines Armenhauses entdeckt. Der Altertumsforscher Jean-Jacques Chiflet (1588 – 1673) untersuchte, beschrieb und zeichnete die Grabbeigaben, unter anderem auch goldene Bienen vom Gewand des Merowinger-Königs.
Bedeutung auf dem Grabmal
Auf antiken Grabmalen sind die fleißigen Honigsammler ein Abbild der unsterblichen Seele. Heute kann Imme und Bienenkorb aber auch nur auf die Liebhabereien eines Verstorbenen hinweisen (siehe Bild, Grabmal). In christlicher Zeit wurde das Insekt zum Zeichen für Fleiß, Ordnungsliebe, Reinheit und Keuschheit der Jungfrauen. Doch auch Klugheit und die göttliche Ordnung der Welt wurden mit dem Bienensymbol in Verbindung gebracht. Biene und Bienenkorb wurden zum Sinnzeichen für Christ und Kirche. Die Imme ist das Attribut des heiligen Ambrosius und des heiligen Bernhard von Clairvaux.