Wenn man sich mit der Thematik dieser Zierbauten beschäftigt, dann muss man sich auch mit der Gartenkunst des fernen Ostens beschäftigen; Und hier speziell mit den Gärten Chinas. Dort spielen Pavillons eine besondere Rolle in der Gestaltung. Um die Thematik zu verstehen, müssen wir uns in das alte China zurückversetzten, wo vermögende Bürger in den Städten bewundernswerte Hausgärten im landschaftlichen Stil schufen.
Ein Grund dieser besondere Gartengestaltung und -kultur hat unmittelbar mit dem alten chinesischen Schönheitsideal der gebunden Frauenfüße (Lotosfüße) zu tun, durch welches die vornehmen Frauen der Gesellschaft in einem extrem eingeschränkten Bewegungsradius lebten. Und so schufen die Ehemänner für ihre Frauen nahe am Haus wahre Paradiesgärtchen, um den Mangel an Bewegungsfreiheit wieder auszugleichen.
Genau betrachtet waren diese Gärten, welche man sich mit künstlichen Teichanlagen und malerischen Felslandschaften vorstellen muss, mehr Wohn- als Landschaftsgärten. Diese Anlagen sind eine Zusammenfügung von Wohnplätzen, die meist überdacht sind mit Lauben, Pavillons und Gartenhallen, und von denen aus man die Anlage aus den unterschiedlichsten Perspektiven betrachten kann. Dabei sind die Wege als Verbindungselemente zwischen diesen Gartenhallen nicht selten auch als überdachte Laubengänge ausgeführt, so dass der Garten zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter genossen werden kann. In diesem Sinne sind diese Gärten reine Zweckbauten. Und so nutzten z.B. auch die Hausherren diese Anlagen zur Repräsentation und für geschäftliche Begegnungen.
Auf den ersten Blick scheinen diese Anlagen nur schön gestaltete Gartenlandschaften zu sein, doch das Grundgerüst bildet nicht die Gartengestaltungen sondern die Bauwerke, also Lauben, Pavillons und Gartenhallen. Der Landschaftsgarten ist nur das Beiwerk. Wenn wir mit dieser Sichtweise an die Gestaltung unseres eigenen Hausgartens herangehen, könnten wir vielleicht unseren Garten völlig neu entdecken.