Ein wesentlicher Bestandteil der Umfriedung eines Friedhofs ist das Eingangstor. Ein Tor zum Frieden soll es sein. In Verbindung mit einer Mauer ist das geschmiedete Tor die beste Variante. Man beauftrage mit dem Entwurf einen guten Architekten und einen erfahrenen Handwerksmeister. Der Aufwand lohnt sich. Für die Lage des Einganges soll nicht immer der nächste Weg maßgebend sein. Er ist nicht immer der schönste Zugang zum Friedhof.
Die kürzeste und gerade Verbindung mit der nächsten Verkehrsstraße erweckt unweigerlich den Eindruck, dass es mit der Beerdigung nicht rasch genug gehen kann. Auf keinen Fall darf der Friedhofszugang unmittelbar an einer Verkehrsstraße liegen. Immer sollte vor dem Eingang und außerhalb der Umfriedung ein geräumiger und würdiger Vorplatz liegen, der in größeren Verhältnissen auch der Anfahrt der Trauergäste zu dienen hat.
Für diesen Vorplatz ist eine geeignete Bepflanzung mit Bäumen wichtig. Für günstige Parkmöglichkeiten ist zu sorgen. Bei weniger starkem Verkehr und auf dem Lande ist es angebracht, die Tore so auszuführen, dass sie nach dem Öffnen von selbst wieder schließen. Die Breite eines Tores für Fußgänger schwankt zwischen 0,90 und 1,10 m. Für das Haupttor sind mindestens 3,00 m erforderlich.
"Sehr oft findet man die Anordnung der Tore so, dass sich zur Seite des Haupttores auch ein Fußgängertor befindet – meist sogar auf beiden Seiten. Wenn nicht triftige Gründe, wie die Herkunft der Besucher aus beiden Richtungen, diese Anordnung rechtfertigen, so sollte man sich ruhig mit einem Tor für die Fußgänger begnügen. Die Symmetrie kann (wenn sie überhaupt erwünscht ist) durch andere Maßnahmen gewahrt werden. Nur zu oft findet man es, dass eines dieser Tore mit Gras oder Unkraut zugewachsen ist, das beste Zeichen für seine Überflüssigkeit." (Joseph Hempelmann, Die Praxis der Friedhofsgärtnerei, Berlin 1927)
Die Zufahrt für Bestatter und Wirtschaftsfahrzeuge soll vom Zugang für die Trauergäste möglichst getrennt sein und auch den Vorplatz der Trauerfeierhalle nicht stören. Es ist bei größeren Verhältnissen oft zweckmäßig, außer dem Haupteingang noch eine kleine Fußgängerpforte vorzusehen, auf die etwa ein kleiner Fußpfad als kürzeste Verbindung zur Ortschaft mündet. Schafft man aber zu viele solcher kleinen Nebeneingänge, entstehen meist unruhige Durchgangswege. Doch man wird dies in größeren Anlagen nur selten verhindern können. Die Bauten des Friedhofes liegen zweckmäßig nahe dem Eingang oder mit ihm in unmittelbarer Verbindung.
Literatur & Quellen:
- Text nach Rudolf Pfister, Die Friedhof-Fiebel München 1954. Verlag: Georg D.W. Callwey GmbH & Co. KG - Rudolf Pfister hatte bereits vor über 50 Jahren in seiner einfachen und treffsicheren Art die wesentlichen Richtlinien für unsere heutige moderne Friedhofskultur in seiner "Friedhofsfiebel" (1954) beschrieben. Im wesentlichen wurde die folgende Textzusammenstellung diesem Buch entlehnt und ergänzt.
- Josef Hempelmann, Die Praxis der Friedhofsgärtnerei, Berlin 1927
- Otto Valentien, Der Friedhof, München 1953
- Albert Baumann, Neues Planen und Gestalten für Haus und Garten, Friedhof und Landschaft, Münsingen 1953
- Hans-Kurt Boehlke, Der Gemeindefriedhof, Taschenbuch 1973
- Bilder: Dorffriedhof in Dresden-Schönfeld