Sonnenwurzel Die Knollen breiten sich nicht ungebremst in die Breite aus
Die Knollen breiten sich nicht ungebremst in die Breite aus

Die Sonnenwurzel (Helianthus strumosus), als ein sehr interessantes Wurzelgemüsepflanze, ist bei uns in der Breite noch wenig bekannt. Hingegen ist der nahe Verwandte, der Topinambur (Helianthus tuberosus) um vieles beliebter und verbreiteter, was sich mit der Sonnenwurzel vielleicht bald ändern wird. Der Grund dafür liegt in dem besseren Geschmack der Knollen. Dazu unten mehr.

Botanik

Die Sonnenwurzel (Helianthus strumosus), auch Sonnenwurzel Helianthi genannt, ist eine Art der Gattung der Sonnenblumen (Helianthus) innerhalb der Pflanzenfamilie der Korbblütler (Asteraceae). Bei dem Gewächs handelt es sich um eine fast 3,5 m hohe und mehrjährige Staude, die bei uns völlig winterhart ist.

Helianthus strumosus Blüte

Die Pflanzen haben einen knolligen Wurzelstock und breitet sich nicht durch Ausläufer aus. Die essbaren Rhizom-Knollen enthalten unter anderem Inulin, welches ein pflanzlicher Wirkstoff ist, der die Aufnahme von Mineralstoffen, wie Magesium und Calcium befördert. Die Blätter sind gestielt und haben eine eiförmige Form und sind oberseits borstig-rau. Die Blütenstände besitzen gelbe ungefüllte Blüten mit einem Durchmesser von etwa 5 cm.

Eine ähnliche Art und sicher auch bekannter ist der Topinambur (Helianthus tuberosus).

Anbau

An den Boden werden keine besonderen Ansprüche gestellt, gut ist es, wenn er locker und leicht ist. Die Pflanzen mögen nicht in stauender Nässe stehen. Eine besondere Wässerung der Kultur ist nicht nötig, da die Vermehrung im Jahr so zeitig erfolgt, dass die Jungpflanzen vom Nachwinter noch genug Nässe tanken können und in der trockenen Hochsommerzeit sind die Stauden noch nicht in ihrem Hauptwachstum. Dieses setzt erst im August und September ein, wo Trockenperioden seltener sind. Für die Pflanzung wird der Boden spatentief gelockert.

Vermehrung, Pflege

Die überwinterten Knollen, die bei Bedarf mit einem scharfen Messer in 5 bis 6 cm lange Stücke geteilt werden können, werden als Pflanzknollen 10 cm tief gelegt. Baut man in Reihen an, so müssen diese 80 cm von einander entfernt sein. Der Abstand von Pflanze zu Pflanze sollte 40 cm betragen.

Helianthus strumosus Mitte Juni BlattformMitte Juni ist die Pflanze knapp einen Meter hoch gewachsen

Im Garten wird man die Sonnenwurzel sicher nicht auf dem Gemüsebeet anbauen, sondern irgendwo am Rande, wo wir die Staudensonnenblume als Tümpel pflanzen. Für diese Zwecke muss aber auch dieser Flecken tief und breit um die Pflanzknollen herum umgegraben oder gelockert werden. Dann ist bereits alles getan. In der Folge wird nur noch Unkraut gejätet und es ist geraten die Stauden bei einer Höhe von 2,50 m zu köpfen, da sie sonst zu gewaltige Höhen erreicht und dann aber bei Sturm leicht kippen.

Mischkultur

Die Mischkultur habe bisher mit Kletterbohnen (Feuerbohnen) durchgeführt und das Experiment kann ich als gelungen beschreiben. Die Feuerbohnen, welche etwas weniger als andere Arten, Laub ausbilden wurden im Abstand von 30 cm (40 cm sind besser) Anfang Mai gesteckt. Die Sonnenwurzel hatte bereits genügend Höhe und Standkraft, als die Bohnen sich deren Stängel als Rankhilfe suchten. Nur hatte ich im ersten Versuch die Sonnenblumen nicht gekürzt und so rankten sich die Bohne 3 m hoch, was der Sonnenwurzel beim nächsten Gewittersturm zum Nachteil geriet. Sie kippte um. Sonnenwurzeln anbauen lohnt auf jeden Fall im Zusammenspiel mit anderen Kulturen und ich vermute dass das Konzept der Milpa (das sogenannte Indianerbeet) hier ebenfalls anwendbar ist. Das heißt, dass wir sich in ein Beet von Sonnenwurzeln und Kletterbohnen auch Kürbisgewächse ausbreiten lassen können. Ist etwa mehr Platz vorhanden, ist auch die Kombination von Maisstauden denkbar. Was eine Mischkultur betrifft, so ist es auf jeden Fall auch möglich Pastinakenwurzeln im Frühjahr dort mit einzupflanzen, um von den Pastinaken Samen zu gewinnen. Der sollte bekanntlich jedes Jahr neu gewonnen werden. Die Pastinaken schießen im Mai gut 1,8 m hoch und setzen dann Samen an, der im Juli geerntet wird. Zu dieser Zeit ziehen die Pastinaken aber keine Nährstoffe mehr aus dem Boden, sondern reifen ab Juni nur noch aus. Bis dahin sind sie ebenfalls Kletterhilfen für die Bohnen und Zierde zugleich!

Ernte und Verwendung

Das Dickenwachstum der Knollen setzt im Hochsommer ein und wer möchte, der kann in dieser Zeit vorsichtig ein paar Knollen frei graben und auszupfen. In der Regel wird man die Rhizome aber als Herbst- und Wintergemüse verwenden. Für diese Zwecke ernten wir es ab November und über den ganzen Winter bis zum März, indem wir die Knollen bei frostfreier Witterung ausgraben. Frisch geerntet und verwertet ist der Geschmack des Wurzelgemüses am besten. Die Wurzelstücken, welche wir für die Vermehrung benötigen, lassen wir am besten gleich im Boden, wo sie für die Überwinterung am besten aufbewahrt sind.

Helianthus strumosus Ernte der Knollen

Zum Geschmack habe ich Eingangs erwähnt, dass die Knollen besser schmecken, als Topinambur-Wurzeln. Natürlich ist diese Beurteilung subjektiv und beim Topinambur gibt es natürlich auch noch Unterschiede zwischen den einzelnen Sorten. Doch prinzipiell sind meine Erfahrungen, wenn Letzterer wirklich schmackhaft wäre, dann würden die Topinamburknollen auch reichlich im Supermarkt abverkauft werden. Das werden sie aber nicht. Und auch ich habe schon einige Versuche der Zubereitung gestartet, dem Gemüse irgend ein positives Aroma abzugewinnen. Es hat nichts gebracht. Anders ist das bei der Sonnenwurzel. Sie hat zwar auch eine Geschmacksnote vom besagten Topinambur, doch dieser ist nicht dominant. Die Aromen in Richtung Schwarzwurzel sind vorhanden, doch das Wurzelgemüse hat wohl einen völlig eigene Geschmacksnote, die wir zuerst mit anderen Gemüsen in einer deftigen Gemüsepfanne testen sollten. Die Sonnenwurzel wird sicher ein Gemüse werden und bleiben, welches besonders im Selbstversorgergarten andere Wintergemüse ergänzt. Für diese Zwecke ist es ideal und uns an den Gedanken heranführen, die heimisch anzubauende Liste der Gemüsearten Stück für Stück zu erweitern.