Äskulap ist der griechische Gott der Heilkunde. Sein Attribut ist der Schlangensstab. In den Darstellungen ist dies häufig ein Holzstab, an dem sich eine Natter emporschlängelt. Der Äskulapstab, auch Asklepiosstab, ist traditionell das Berufssymbol der Mediziner und Heilpraktiker. Als Berufsstandzeichen finden wir es auf unseren Friedhöfen noch manchmal auf alten Grabsteinen. Inzwischen ist es auch in der Symbolik der Apotheker zu finden. Eine freie Interpretation meinerseits dazu ist, so wie sich die Schlange von unten nach oben den Stab hinaufbewegt, so hilft der Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker, die Lebensgeister des Patienten zu wecken bzw. ihnen aufzuhelfen.
Deutung des Symbols
Um den Baum oder um jedes andere axiale Symbol (Stab) gewunden, steht die Schlange für die Erweckung der dynamischen Kraft der Natur. Dort ist sie der Genius (Geistwesen) des Wachsens und der zyklischen Existenz des Kosmos'. Vielleicht wurde dieses Zeichen deshalb ein Attribut des Äskulap, weil er der Legende nach sogar Tote auferwecken konnte.
Im Zusammenhang mit dem Baum des Lebens ist die Symbolik positiv. Am Äskulapstab ist die Schlange als Spirale zu sehen. Sie weist so auf ein beständiges Höherkreisen (der Weisheit) auf einem spiralförmigen Wege hin, der vom erdgebundenen Dasein aufwärts führt. Doch im Zusammenspiel mit dem Baum der Erkenntnis – der Dualität (gut und böse) – ist die Schlange seltsamerweise die Verkörperung des Bösen und quasi das Gift in der Welt. Dieses Bild finden wir sowohl in der Bibel als auch bei anderen Religionen. In der Heiligen Schrift finden wir zudem noch ein ähnliches, seltsam anmutendes Schlangensymbol. Es ist die so genannte eherne Schlange, auf die ich aber in einer anderen Thematik (Schlangensymbolik) näher eingegangen bin und sie deshalb an dieser Stelle nicht näher erläutern will.
Schlange und Schale
Eine modernere Deutung ist die, wenn wir das besagte Reptil als Giftschlange verstehen, des Wandel negativer Eigenschaften in gute. Aus dem scheinbar tödlichen Gift wird in der modernen Medizin, durch die rechte Dosis und den rechten Gebrauch, ein Mittel der Heilung. In diesem Sinne mögen wir die, der Symbolik hinzugefügten Schale (Bild oben) deuten. Allerdings sei im Zusammenhang mit der Schale auch an die merkwürdige nordische Mythe von Loki und Sigyn erinnert. Über diese lesen wir in der älteren Edda folgende Geschichte.
Über dem von den Göttern gefesselten Loki setzte Skadi, die Göttin der Jagd, eine Natter, deren Gift dem Protagonisten beständig ins Gesicht tropfte, was diesem unvorstellbare Schmerzen beriet. Doch Sigyn, das Weib des Loki, fing ihm helfend zur Seite stehend mit einer Schale das tropfende Gift wieder auf. Aber in der Zeit, das sie die übervolle Schale leeren musste, war Loki der Qual wieder ausgesetzt. Dies aber voll ist und sie diese entleeren muss, dann treffen die Gifttropfen auf Lokis Gesicht, wodurch dieser ungeheure Schmerzen empfindet. In diesen Zyklen des Schmerzes des Helden erzittert der Boden, was die Erdbebenerscheinungen erklärt. In der Bildersprache ist dieser Dienst aber auch eine Allegorie für den Dienst der Krankenpfleger am Patienten – jedenfalls eine mögliche Auslegung.
Verwechslung mit dem Hermesstab möglich
Ein klassicher Verwechslungsfehler des Äskulapstabes ist der mit dem des Hermes, der ebenfalls mit einem Stab dargestellt wird. Der Hermesstab ist umschlungen mit zwei Nattern und an seinem oberen Ende befinden sich zwei ausgebreitete Flügel. Warum der Hermesstab in Verbindung mit dem Arztberuf gebracht wird, ist die interpretative Auslegung der Alchemisten, die die zwei Schlangen als dualistisches Symbol für das Gleichgewicht der Gegensätzlichkeiten und für die Schaffung einer inneren Harmonie (Gesundheit) – ein Grundprinzip, welches man eher aus der fernöstlichen Heilkunde kennt – sahen. Beide Bildzeichen ähneln sich im Aussehen, doch im Grunde sind sie ganz verschieden er Natur. Spiralen-Symbolik.