Vorkultur und Nachkultur

Spinat

Vor allem im Gartenbau und weniger in der Landwirtschaft bezeichnet man die im Sommer den meisten Ertrag bringende Frucht als Hauptkultur. Dieser kann aber auch ein weiterer Anbau mit kurzer Reifezeit vorangehen, womit das Nutzland zweimal beerntet werden kann. Wir bezeichnen sie als Vorkultur.

Ebenso ist es möglich, der Haupt- eine Nachkultur im Spätsommer folgen zu lassen. Und schließlich ist es in milderen Gegenden nicht ausgeschlossen, drei Ernten von einem Beet einzufahren. Allerdings ist in diesem Falle die gesamte Jahresernte nicht zwingend höher, als bei zweimaliger Bestellung des Ackers. Es ist sogar so, dass eine einzige, ganzjährige Gemüsekultur den höchsten Ertrag bringt.

Ein Beispiel hierfür sind die Pastinaken, bei denen ohne Vor- bzw. Nachkultur bis zu 5 kg pro m² Wurzelgemüse eingefahren werden können und zusätzlich 1,5 kg Laub/m². Wer weitere Ernten von diesem Beet haben möchte, wie beispielsweise Frühsalat als Vorkultur, kann nicht rechtzeitig die Pastinaken aussäen und dann nur etwa ein Drittel des Ertrags erwarten. Bei diesem Gemüse ist es nämlich besonders wichtig, den genauen Aussaatzeitpunkt Mitte März einzuhalten. Kann das erst Mitte Mai nach der Ernte des Salats erfolgen, entwickeln sich die Wurzeln nicht mehr optimal. Ihr Dickenwachstum bleibt aus. Ebenso verhält es sich mit einer Nachkultur, was beispielsweise mit italienischem Brokkolie möglich wäre. Die Pastinaken können zwar schon ab September geerntet werden, was für den Frischverbrauch sinnvoll ist, aber so richtig ausgewachsen und lagerfähig sind sie erst Ende November.

Ich persönlich kann auf die Höchstmenge nicht verzichten, weil ich die Pastinaken überwiegend als preiswertes Kleintierfutter verwende und selbst das anfallende Laub verarbeite, welches hervorragend siliert werden kann.

Mit dem Beispiel oben sei gezeigt, dass es zwar möglich ist, ein Stück Gartenland mehrfach im Jahr zu bestellen, doch sollte man dies nicht erzwingen, weil man vermeintliche Höchsterträge erwartet. Doch es kann immer sinnvoll sein, ein abgeerntetes Beet ein weiteres Mal zu bestellen oder vor einer späten Kultur ein rasch wachsendes Gemüse anzubauen. Das erhöht die Vielfalt in unserem Garten.

Beispiele von Vorkulturen – ab wann wird die Fläche für den nachfolgenden Anbau frei?

  • Spinat bereits im Herbst gesät – letzte Maiwoche
  • Spinat, 2. Märzwoche gesät – 1. Juniwoche
  • Früherbsen, 2. Märzwoche gesät – 2. Juniwoche
  • Kopfsalat, Anfang April gepflanzt – 1. Juniwoche
  • überwinterter Kopfsalat (Wintersalat), im Herbst gepflanzt – letzte Maiwoche
  • Frühkartoffeln, im März unter Lochfolie gelegt – 2. bis 3. Juniwoche

Beispiele von Nachkulturen – ab wann muss die Fläche für den nachfolgenden Anbau frei sein?

  • Buschbohnen – spätestens am 10. Juli stecken
  • Chinakohl – Aussaat in der ersten Julihälfte
  • Spinat – für den Herbstbedarf um den 15.  August säen
  • Feldsalat – Aussaat in der ersten Augusthälfte
  • Schwarzer Rettich – Aussaat im August
  • Mairübe, Teltower Rübchen – Aussaat im August
  • Vorgezogene Zichorien – Pflanzung im August

Definitionen – begriffliche Verwechslungen

Im Zusammenhang mit dem Vorziehen von Jungpflanzen in Töpfen im Gewächshaus wird ebenfalls oft von Vorkultur gesprochen. Doch da hat es eine andere Bedeutung. Es erklärt eine vorbereitende Anbaumethode.

Die sogenannte Vorfrucht ist nicht dasselbe wie die Vorkultur. Wegen der Möglichkeit einer Begriffsverwechslung hier die Definition: Die sogenannte Vorfrucht ist die auf einem Beet bzw. Acker angebaute Kulturpflanze. Diese kann sowohl bereits im vergangenen Jahr dort gewachsen sein oder als unmittelbare Vorkultur im selben Jahr. Der Begriff wird im Zusammenhang mit dem Fruchtfolgewechsel verwendet.