Wer einmal nach Bochum kommt, der sollte sich unbedingt die Zeit nehmen, den hinter der Ruhr-Universität liegenden Botanischen Garten und darin den Chinesischen Garten zu besuchen, der in Art eines privaten Refugiums angelegt ist. Wie die meisten echten, chinesischen Gärten hat auch dieser einen klangvollen Namen: Quian Yuan, der Garten der Dichter und Gelehrten.
Solche Chinesische Gärten waren auf das Engste mit der Malerei und noch mehr mit der Dichtkunst verbunden. Die mit Poesie beschriebenen Landschaften versuchte man hier in einer stilisierter Form der gärtnerischen Gestaltung wiederzugeben und das so perfekt, dass wir meinen, wir hätten tatsächlich eine raue Felslandschaft mit Seen und Wäldern vor uns. Verblüffend ist es, dass es den Gartenkünstlern Europas in der Epoche, in welcher man Parks und Grünanlagen gern landschaftlich gestaltete, nicht gelang, auch nur annähernd derartige, romantische Gärten zu realisieren. So resignierte der bekannte Fürst Pückler von Muskau, indem er bemerkte:
Es ist eine sehr missliche Aufgabe, Felsen zu machen.
Fürst Pückler von Muskau
Prinzipiell ist die Nachgestaltung der Natur im kleinen Maßstab schwierig. Das betrifft sowohl Felsen als auch Teiche. Deshalb verzichtete man auf künstliche Felsen und Miniatur-Seen, sondern legte rechteckige Wasserbecken an. Man ersetzte Naturformen durch Architekturformen.
Im fernen Osten war die Herangehensweise anders: Man gestaltete naturromantisch, setzte aber den überhöhten Naturformen Bauwerke (also Architekturformen) entgegen.
Ein künstlicher Felsen in freier Natur sieht kitschig aus, doch eng in Verbindung mit einem Pavillon oder einer Mauer wirkt er schon viel weniger künstlich. So auch der Teich, der in diesen Gärten oft bis an die Gebäude heranreicht, bzw. man setzt die Bauten direkt ins Wasser hinein. Brücken in verschiedensten Formen geben dem chinesischen Garten noch mehr an räumlicher Tiefe, besonders wenn sie so angelegt wurden, dass man hinter ihnen, aus der Ferne betrachtet, weitere Wasserflächen vermutet.
Daneben sind die Teichlandschaften auf besondere Weise angelegt. Legt man bei uns Gewässer mit aufwendig bepflanzten Uferzonen (naturnah) an, so wird im chinesischen Hausgarten auf Ufergrün verzichtet und die Teichbepflanzung nur "innen" mit Teichrosen vorgenommen. Oder man bepflanzt kleine Inseln. Die Ränder der Teiche bleiben jedenfalls frei. Der optische Effekt, der dabei entsteht, lässt die Wasserfläche großzügiger erscheinen. Es entstehen dadurch harte Konturen zwischen dem meist felsigen Ufer und der spiegelnden Wasseroberfläche. Die ausgebuchteten und verwinkelten Uferbereiche mit Felsvorsprüngen, Wegen und Terrassen vermitteln ein eigenartiges Gefühl von Weite. Sie bergen aber auch eine sehr geheimnisvolle Stimmung, die uns gefangen nimmt.
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