Wenn die Schneeglöckchen verblüht sind, erscheinen im Garten bald darauf die tintenblauen Blüten der Scilla (Blaustern). Der Blaustern ist ein Zwiebelgewächs und lässt sich im Garten leicht ansiedeln, wo er in Frühlingsrabatten, aber auch in den Rasen unter Büschen gut gedeiht. Nicht selten breitet sich das Blausternchen von diesen Plätzen durch Selbstaussaat weiter im Garten aus. Über die Standortansprüche, Pflanzung und Pflege lesen wir unten mehr. Vorher gehen wir aber noch einmal kurz auf die botanische Herkunft der Blausterne ein, denn es gibt für unsere Zwecke zwei verschiedene Arten. Das ist, mit glockenförmigen Blüten besetzte Scilla siberica und das, mit schmaleren Blüten ausgestattete Szilla bifolia (Zweiblättriger Blaustern). Optisch ist in der Praxis allerdings kaum zu unterscheiden, welche Sorte nun genau welcher Art angehört.
Zwei Arten
Zuerst wenden wir uns der älteren Gartenform zu (S. bifolia) – und dann der Art mit dem schöneren Blau (S. siberica). Beide Arten gehören der Gattung der Blausterne (Scilla) an und sind Teil der Unterfamilie der Scilloideae, zu denen beispielsweise auch die Traubenhyazinthen gehören. Die Scilloideae gehören zur Pflanzenfamilie der Spargelgewächse (Asparagaceae), welche sich in die Ordnung der Spargelartigen (Asparagales) fügt.
Der Name der Pflanzenart geht auf den entsprechenden altgriechischen Blumennamen skilla zurück, der ursprünglich wohl die Meerzwiebel (Drimia maritima) bezeichnete. Die Bezeichnung bifolia kommt aus dem Latein und heißt bi = zwei und folia = Blatt, also zweiblättrig. Dies bezieht sich auf die zwei schmalen linear-lanzettlichen Laubblätter der Gewächse, die jede Zwiebel hervorbringt. Mit den Blüten werden die Pflanzen etwa 20 Zentimeter hoch. Der Flor (März/April) befindet sich an lockeren Trauben. Die einzelnen Blüten (3 bis 10 pro Traube) haben einen Durchmesser von zwei Zentimeter.
Die Heimat von Szilla bifolia reicht vom Orient und Südeuropa bis Frankreich. Ab dem 15. Jahrhundert wurden die anmutigen Zwiebelgewächse in unseren Gärten heimisch. Neben der Stammform haben sich hier mindestens zwei kultivierte Varietäten (Unterarten) herausgebildet (Kultivare). Das sind
- var. alba mit weißen Blüten
- var. rosea – rosa Flor
Die Form Scilla var. tauricola stammt wild aus Kleinasien und wird etwas üppiger, als unsere Art. Sie kommt etwas früher in den Flor und hat intensiv blaue Blüten.
Szilla siberica – das Blausternchen der Gärten
Diese Art ist die bei uns im Garten am meisten verwildete Form, da sie auch um einiges frosthärter ist, als die oben behandelte Art. Früher hatte es den botanischen Namen Scilla sibirica, also mit den Hinweis der Herkunft aus Sibirien, was aber nicht zutrifft. Sie wächst im Balkanraum und im Gebiet vom Kaukasus bis zum Ural und in Kleinasien wild. Die Pflanzen treiben aus drei Zentimeter dicken Zwiebeln zwei bis vier linealische, etwa ein Zentimeter breite Blätter. Die Blumen erscheinen auf Schäften und gut 20 Zentimeter hoch werden. Zwei bis drei Blüten (März/April) stehen mit nickenden, fast glockenförmigen Formen beisammen. Der Flor ist funkelnd, tiefhimmelblau. Auch von dieser Art gibt es Varietäten. das sind
- var. alba – weiße Blüten
- var. taurica – ihr Wuchs ist kräftiger und das Blau ein wenig intensiver
Daneben gibt es eine Sorte: Scilla siberica 'Spring Beauty'. Sie hat das schönste und leuchtendste Blau aller Blausternchen und einen kräftigeren Wuchs, als die Stammart.
Pflanzensteckbrief
Pflanzenfamilie: Asparagaceae, Spargelgewächse
Dauerhaftigkeit: Zwiebelpflanze (mehrjährig)
Ansprüche: Robuste Zwiebelpflanze, winterhart.
Standort: Halbschattig – wächst auch noch im Schatten unter Laubbäumen gut.
Pflanzung: August bis Oktober.
Blütenfarbe: Blau, bis zwei Zentimeter große, blaue Blüten. Es gibt auch weißblütige Sorten.
Blütezeit: März, April.
Schnittblume: Ja, wenn auch nicht typisch.
Höhe: 15 bis 20 Zentimeter.
Schneckenfraß: Keine Gefahr.
Naturwert: Insekten- (Hummeln) und Bienenweide.
Verwendung: Steingärten, unter Forsythia oder Scheinquitten verwildern! Ideal für mit Bodendecken bepflanzte Gräber.
Giftig: Leicht giftig.
Kaufen: Im Handel gut erhältlich.
Pflanzen und verpflanzen der Zwiebeln
Von August an bis in den Herbst hinein können wir die im Handel erhältlichen Blumenzwiebeln stecken (in 6 bis 8 cm Tiefe).
Wenn man das rechtzeitige Pflanzen verpasst hat, dann geht das aber auch noch an frostfreien Tagen im Winter und selbst noch im Frühling, wenn die Zwiebeln bis dahin trocken und kühl gelagert wurden. Prinzipiell können die Pflanzzwiebeln aller gängigen Frühlingsblüher auch im Gartenhaus gelagert werden, wo sie durchaus auch frostige Temperaturen aushalten. Trockene und frostige Lagerung in der Laube ist besser als eine Aufbewahrung im beheizten Zimmer. Werden sie dann erst im Frühjahr gepflanzt, so blühen sie eben erst im nächsten Jahr. Wird aber bereits im Herbst gepflanzt, dann ist uns die Blütenpracht der Scilla auf jeden Fall sicher.
Wie die Schneeglöckchen kann auch der Blaustern nach dem Verblühen umgepflanzt werden. Dabei ist aber tief zu graben, denn die Blumenzwiebeln (Bulben) müssen mit ausgegraben und anschließend dürfen die Laubblätter nicht entfernt werden. Optimal ist es natürlich, die Blumenzwiebeln erst im Juni, wenn die Laubblätter völlig abgestorben sind, auszugraben. Dazu muss man sich jedoch die Stelle zur Blütezeit der Scilla mit einem Stöckchen markieren. Man holt dann die Brutzwiebeln heraus und lagert sie trocken bis zum August.
Ansonsten sind die Scilla anspruchslos und wachsen auf jedem Gartenboden. Nur ganz schwere Böden sind ungeeignet. Im Frühjahr sollten die Pflanzen nicht zu trocken stehen und im Winter nicht zu nass. Haben sich die Scilla eingelebt, so vermehren sie sich schnell durch Selbstaussaat. Unter Efeudecken oder unter Blütensträuchern verwildern die Pflanzen recht schnell (ungestörte Gartenplätze). Man kann auch den selbst gewonnenen Samen im Herbst säen. Anschließend wird die Aussaatstelle bis zum Frühling leicht mit gesiebter Erde dünn bedeckt.
Gestaltungstipp
Scilla sollten so gepflanzt werden, dass sie aus der Nähe betrachtet werden können (z.B. auf einem Hochbeete oder am Weg), denn die dunkelblauen Blüten besitzen keine besondere Fernwirkung, ausgenommen die der Sorte 'Spring Beauty'. Günstig ist, die blauen Blüten mit ihrer Komplementärfarbe Gelb zu kombinieren, bspw. mit frühen Narzissen, mit Schlüsselblumen, gelben Krokussorten und Stiefmütterchen. Gelb blühende Sträucher, wie Forsythien sind als farblicher Hintergrund optimal.
Sollen die Blumen im Rasen fortkommen, so ist im Frühjahr mit dem ersten Schnitt so lange zu warten, bis die schmalen Laubblätter verwelken. Auch in der Rabatte sind die Blätter nie vorzeitig zu entfernen, da von den Pflanzen nur eine kurze Zeit im Frühjahr genutzt werden kann, Kräfte für den Austrieb im kommenden Jahr zu sammeln. Von Mitte Mai bis zum darauf folgenden Frühjahr sind die Blausternen, samt ihren Blättern, unsichtbar unter der Erde verborgen.
Achtung: Nicht mit dem hellblauen Schneestolz (Chionodoxa luciliae) verwechseln!
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[TJ.12.18] I
Literatur:
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Christian Grunert, Gartenblumen von A bis Z, Radebeul 1972
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Horst Gewiehs, Kataloge des Blumenzwiebel-Import und Großhandel, Wehretal 2005