Zunächst gilt für die Bepflanzung von Balkonkästen alles, was über die Farbkombinationen von Blumenbeeten ausgesagt wird. Nur spielt auf dem Balkon die Farbgebung der Hausfassade, der Möbel samt Tischdecke und Accessoires oder eventuelle Sichtschutzverkleidungen eine mitbestimmende Rolle. Außerdem konzentriert sich hier alles auf einen kleineren Raum. Gestalten wir ihn mit Aufmerksamkeit (auf Details achten), so vermögen wir auch bei einer unschönen Aussicht ein stilvolles Refugium zu schaffen.
Der erste und auch sehr wichtige Punkt für die Wahl der Blumen und Blütenfarben klang eben schon an. Und das ist die Frage ist, ob wir einen Rahmen für eine schöne Aussicht haben, oder ob wir doch eher von einer unschönen Umgebung ablenken wollen. Für das eindrucksvolle Panorama sind blaue Farbtöne als Rahmenpflanzungen ideal, aber auch andere kühle Blütentönungen sowie Pastellfarben empfehlenswert. Sie untermalen den Blick in die Ferne und vermitteln Weite.
Soll das Auge von der Ferne abgelenkt und auf die Nähe fixiert werden, so halten warme Farben und vor allem das Rot unseren Blick auf dem Balkon fest. Auch Balkonblumen, welche mehr mit ihren einzelnen Blüten wirken, sind hier erwünscht, damit das Auge mit Details beschäftigt ist. Unterstützen können wir dies aber auch mit Windspielen und ähnlichen Kunstobjekten, welche die Nähe interessanter machen, als die Ferne. Kleine Lichtinstallationen gehören ebenfalls in diese Kategorie, wie auch formgeschnittene Gehölze. An dieser Stelle sei auch auf meine Ausführungen zur Thematik "Balkon nach innen gestalten" hingewiesen.
Farbkombinationen – sechs Möglichkeiten
Einfarbig: Genau genommen gelingt das nur mit rotlaubigen Pflanzen (z.B. Begonia sempervirens Hybride Sorte 'Wodka'), also mit Blumen, welche rötliche Blätter und rote Blüten haben oder mit weitgehend grünen und grüngelben Blüten. Bei allen anderen Möglichkeiten ist das Grün der Blätter immerhin schon die zweite Farbe zum Flor. Doch gemeint ist natürlich ein einziger Farbton der Blüten unabhängig vom Blattwerk. Mit dieser Art, den Balkon zu gestalten, ist es möglich, sehr eindrücklich farbliche Stimmungen zu erzeugen, deren Wirkungen wir von der Farbtherapie her kennen.
Ton in Ton: Wir wählen Tönungen, welche sich auch auf dem Farbkreis eng beieinander finden. Ein Beispiel wäre Menninge, Orange und Orangegelb (Studentenblumen). Dabei ist aber unbedingt darauf zu achten, dass nur einer der Farbtöne satt daherkommt. Die anderen dürfen nicht so intensiv auftragen. Pastelltöne sind dafür ideal. Möchte man mehr als drei Farben mit geschlossener Wirkung vereinigen, so sollen die "Mehr als drei" Abschattungen dieser sein und sich der entsprechend herrschenden unterordnen und benachbarn.
Zwei Töne im Kontrast: Vielleicht noch aus der Schulzeit bekannt ist vielen von uns die Aussage, dass Komplementärfarben, also diejenigen, welche sich auf dem Farbkreis gegenüber liegen, immer miteinander harmonieren; bzw. zwei Farben, die mehr als ein Viertel des Kreises voneinander getrennt sind, zusammen befriedigend wirken. Da ist nicht viel falsch zu machen.
Farbdreiklang: Die Idee geht wohl auf den Staudengärtner Karl Foerster zurück, der solche Farbdreiklänge für den Steingarten propagierte. Funktionierende Beispiele gelungener Kombinationen sind unter anderem:
- Silbergrau mit reinem Blau und warmem Rot
- Weiß, Orange und Hell- bis Mittelblau
- Blaugrün, Rotbraun und Gelb
- Rosa, Weiß und Dunkellila
Bunt: Bunt ist nicht verboten, doch braucht es dafür auch schon mehrere Kästen, weil die Buntheit auf eine gewisse Breitenwirkung baut. Wer sich auf diesem Gebiet perfektionieren will, der schaffe Puffer zwischen weniger harmonisierenden Farben. Das erreicht man mit weißen Blüten, mit Silbergrau (zierende Laubpflanzen) oder Schwarz (schwarzlaubige Pflanzen, schwarze Blumenkästen).
Terrakotta und Patina: In den letzten Jahrzehnten wurde das Angebot an Balkonblumen durch ein ganzes Sortiment von Zierpflanzen, welche in merkwürdig terrakottafarbenen Tönungen daherkommen, bereichert. Auch finden wir Blattpflanzen (z.B. Funkien), deren Laub mit einer Art Patina (Wachsschicht) überzogen ist. Diese Zierpflanzen eignen sich für den Freund südländischen Flairs. Matte Farben vermitteln den Eindruck, dass gleißendes Sonnenlicht auf Blüten und Blättern liegt und vermitteln so unbewusst mediterranes Wohlbehagen.
Stimmungen
Wir haben es dem Universalgenie Goethe zu verdanken, der in seiner Farblehre den immanenten Zusammenhang von Farben und menschlicher Mentalität darstellte. So ist auch sein Farbkreis mehr ein Stimmungskreis und in diesem Sinne von besonderem Wert. Es gibt schöne Druckausgaben von diesem Werk Goethes, dessen Studium Jedermann zu empfehlen ist. Wir lesen dort von aktiven und passiven Farben, und je nachdem, ob wir von dem Einen mehr benötigen oder von dem Anderen weniger, wenn es bereits ausreichend vorhanden ist, immer können wir den Balkon so oder so farblich in Szene setzen.
Literatur, Quellen:
- Willy Lange und Otto Stahn; Gartengestaltung der Neuzeit; Leipzig 1907
- Karl Foerster; Der Steingarten der sieben Jahreszeiten; Leipzig, Radebeul 1987
- eigene Aufzeichnungen und Erfahrungen