Spielmöglichkeiten im Freien können noch so raffiniert geplant sein, wenn sie nicht an heißen Tagen ein natürlicher Baumschatten angenehm kühlt, dann haben wir irgendetwas falsch gemacht und keine Ahnung von jenen einfachen Dingen, auf die es im Leben ankommt. Schirmende Baumkronen, ein grüner Rahmen als Grenze, doch trotzdem weitgehende Transparenz in der Fläche sind nötig. Bei der Spielplatzgestaltung in der Kita, im Wohngebiet oder im Hausgarten, kommt zuerst es auf diesen Raum an, von welchen die Kinder Besitz ergreifen sollen. Der sichere, aber auch kindgerechte Raum, ist das Wichtigste und dieser es soll ein Kinderreich der Phantasie werden.
Gerätschaften sind natürlich auch notwendig, doch aus dem oben gesagten folgt, dass die Spielgeräte ein zweites Thema für sich sind und ebenfalls nicht gedankenlos, rein noch optischen Gesichtspunkten gewählt werden sollten.
Ein naturnaher Garten-Raum für Kinder
Ich erwähnte eingangs den Baumschatten. Dieser hat vielerlei Funktionen. Laubbäume verdunsten Wasser, sie produzieren Sauerstoff und sie sind ein wirksamer Windschutz (und mäßiger Lärmschutz) – dadurch entsteht ein angenehmes Mikroklima. Noch wichtiger ist aber (nach meiner Meinung) die Fähigkeit der Bäume Feinstaub zu binden, also diejenigen Luftverschmutzungen, die besonders für Kleinkinder sehr schädlich sind. Eine ausgewachsene Buche, Eiche oder Kastanie bindet pro Jahr etwa 100 kg Feinstaub!
Wenn wir Spielplätze naturnah anlegen wollen, so sollten wir das vor allem mit den Bäumen tun, denn sonst ist das kaum möglich. Rasen ist keine echte Natur und für Vogelschutz und dergleichen ist wenig Platz. Einzig die berühmten Insektenhotels sind eine Idee und Möglichkeit, wie auch begrünte Dachflächen von Nebengebäuden usw. Wenn wir eine Spielplatzgestaltung naturnah wünschen, so sollten wir aber auch Bäume, Gehölze und Pflanzen wählen, an denen wir den Verlauf der Jahreszeiten miterleben können. Bei immergrünen Pflanzen und düsteren Koniferen geht dies nicht. Viele der ausgewachsenen Koniferen (Fichte, Kiefer, Tanne) tropfen zudem Harz ab, was nicht besonders gut für Spielplätze ist. Auch gibt es Bäume, welche sogenannten Honigtau absondern. Welche Bäume das betrifft, habe ich hier gelistet (Link folgen).
Doch ich will noch einmal auf das Schattenthema zurückkommen: Bei fehlendem Schatten kann es aber auch zu ganz unvermuteten Problemen kommen. Beispiele gibt es hierfür in eng bebauten Wohnvierteln die Menge. Das Wichtigste auf einem öffentlichen Kinderspielgelände ist die sommerliche Kühle, weil Eltern und Kinder nun einmal tagsüber auf den Spielplatz gehen. Ist diese Voraussetzung nicht gegeben, dann lärmen dort die Kinder halt an den kühlen Abendstunden, genau dann, wenn die spießigen Rentner in Ruhe ihre Tagesschau ansehen wollen. Da sind Konflikte vorprogrammiert, und diese werden auch an allen Orten der Republik regelmäßig ausgetragen – wobei allein schon der Gedanke gruselig ist, fröhliches Kinderlachen und Spielgeräusche als störenden Krach zu bezeichnen, so wie das viele Mitbürger tun.
Der Kindergarten und das Draußen und Drinnen
Breite Baumkronen (und Strauch-Hecken) liefern nicht nur Kühle, sondern wirken aber auch rein psychisch. Sie geben unseren Kindern ein Gefühl des Schutzes und der Geborgenheit. Durch die Bäume entsteht eine räumliche Wirkung, ein angenehmer Lebensraum für Spiel und Erholung. Der Name sagt es bereits und ist Programm: Kinder-Garten. Die Kindertagesstätte* sollte zuerst ein Garten sein, weil sich die Kinder auch möglichst lange Zeit draußen an der frischen Luft aufhalten sollen. Ich betone hierbei auch das "draußen" – weil es mittlerweile schon solch unsinnigen Planungen gibt, wie Spiel-Wintergärten. Unsere Kinder sind keine verpempelten Omas und Opas, die mit der Morgenpost im Wintergarten sitzen, zumal diese Räume auch unheimlich schallverstärkend sind und damit die Reizüberflutung beim Spielen verschlimmern. So viel zu den Innenräumen.
Diese müssen nicht durch riesige Glaswände lichtverschmutzt werden (und Kinder im Sommer gebraten). Die Kinder sollen viel und bei fast jedem Wetter nach draußen. So wichtig im Freien Schatten und Bäume für unsere Kinder sind, so wichtig ist es dann drinnen, wenn sie im Spielzimmer sind, dass hier der Schall durch entsprechende Materialien geschluckt wird. Der Lärm in den Innenräumen, der durch das Spielen der Kinder verursacht wird, ist heute ein viel zu wenig beachtetes Problem und ein (krank machender?) Stressfaktor für Kinder und Erzieher gleichermaßen.
Idee: Sandkasten unterm Weidendach
Sandkästen sollten als abgeschlossene und etwas intime Spielbereiche geplant werden. Nahtlos in den Rasen übergebende Sandspielflächen (wie oft zu beobachten) mögen vielleicht einer Art idealisierter Gartenlandschaft näher kommen, doch wie schon gesagt: wir reden hier von Kindergärten und diese erfüllen zuerst einen Zweck. Der Sandkasten braucht also einen klaren Abschluss – irgendwann wurde für diesen schon mal eine flache Sitzfläche (Brett) erfunden – wo sich ein Kind auch mal draufsetzten kann, oder wo es eine angenehm, erhöhte Spielfläche für die Sandförmchen hat. Immer öfter sieht man kleine Spielterrassen, die mit dem Sandkasten kombiniert sind – eine super Idee finde ich.
Hier im Bild ist der Sandkasten in ein Weidentipi integriert. Die Idee ist nicht schlecht. Trotzdem muss man bei derartigen lebenden Bauwerken aus Weide wissen, das sie nur schwer zu bändigen sind, wenn die Weidenruten erst mal richtig Fuß gefasst haben. Zu dieser Thematik der beliebten Weidentunnel habe ich gesondert geschrieben. Ich empfehle deshalb einfach mal über die Verwendung traditioneller Heckengehölze und dann doch wieder über die Schattenbäume nachzudenken. Eine Liste ungiftiger Pflanzen für den Kindergarten ist verfügbar. Allerdings sollte das Spielgelände im Kindergarten und genauso auch daheim gut einsehbar sein. Im Hausgarten sollte dieser von der Terrasse und von der Küche gut beobachtet werden können.
Im Kindergarten braucht es bequeme Plätze für die Kindergärtnerinnen, welche gut verteilt über das Außengelände, die Kinder jeder Zeit im Auge haben müssen. Trotzdem darf es auch hier und da einen Sitzplatz für die Mitarbeiterin geben, was ja nicht immer eine Bank sein muss, sondern ein Spielgerät. Und auch dieser Ruheplatz sollte im Schatten liegen.
Matschstrecke selber bauen – was beachten?
Eine Wasser- und Matsch-Strecke lässt sich mit einfachen Mitteln selber bauen. Sie sind sehr beliebt, bzw. das Spielen mit Wasser überhaupt. Als Kernstück benötigen wir ein mit Beton befestigtes flaches Becken in Flusslaufform. Dabei beachten wir, dass der Beton nicht rau ist. Es ist wohl in jedem Bundesland gleich festgelegt, dass hierfür nur Trinkwasser verwendet werden darf.
Um nicht versehentlich endlos viel Wasser zu verschwenden, ist es sinnvoll, das Wasser erst in einen Vorratsbehälter zu sammeln. Mittels einer Handpumpe wird das Wasser dann von den Kindern selber in die Plansch-Strecke geleitet.
Oben oder Unten
Wenn es sich auch nicht absolut so sagen lässt, so können wir doch durch Beobachtung feststellen, dass Kleinkinder enge, geschlossene Spielhütten auf Spielplätzen meiden. Daheim mag das nicht so sein. Hier und da finden sich in Kindergärten auch "Tunnelsysteme" in den Anlagen, welche eher selten genutzt werden. Anders ist das bei all den Spielmöglichkeiten und Spielgerätschaften, wo sich unsere Sprösslinge über die Bodenfläche erheben können. Es liegt wohl in der Natur des Menschen, dass der in der Natur gern geschützte Orte aufsucht, von denen er die Umgebung überschaubar behält.
Die Kleinen wollen sich gern größer machen und entsprechend sollten wir das Gelände gestalten. Das kann im einfachsten Falle ein Klettergerüst sein, doch auch die Böschung mit eingefügter Rutsche.
Spielterrasse aus Holz
Sehr praktisch und nützlich für spielende Kinder finde ich Spielterrassen aus Holz, denn so lassen sich im Sandkasten doch viel bequemer Sandkuchen backen. Man hört es immer wieder von Müttern und Vätern: "unser Kind soll im Garten auf grünem Rasen spielen können". Diese Meinung ist verständlich, doch unserer Kleinen mögen das gar nicht immer so gern. Auf so einem Holzdeck spielen Kinder meist lieber als auf Rasen, denn Dreirad und Bobby-Car rollen hier besser.
Ich habe noch weitere Vorteile von Holzdecks aufzuzählen: Im Gegensatz zum Rasen kann man sich auf dem Holzdeck auch in der kalten Jahreszeit aufhalten, wenn nicht gerade Schnee liegt. Direkt nach einem Regenguss ist so eine Holzterrasse auch viel schneller trocken als eine Rasenfläche. Auf einer Terrasse sind Planschbecken besser aufgestellt, als in der Wiese. Überhaupt spielen kleine Kinder nach meinen Erfahrungen viel lieber nah an der Hausterrasse bei den Eltern, als irgendwo in einer Gartenecke. Sind Spielgeräte oder das Planschbecken ungünstig platziert, dann sind diese oft ungenutzt, und man hat sich viel unnötige Arbeit gemacht.
Kinder übernachten gern mal draußen im Garten im Zelt, aber Zelte machen eben auch den Rasen kaputt. Solch ein Indianerzelt (es gibt auch tolle Jurten) braucht unbedingt ein Holzparkett, sonst lohnt der Aufwand wirklich nicht.
Die Spielgeräte
Beim Bau mancher Spielplatz-Anlagen wird ähnlich verfahren, wie bei einem Weihnachtsfest, bei dem die Kinder mit Geschenken überhäuft werden, aber ihre wirklichen Wünsche und Bedürfnisse keine Beachtung finden. Will sagen: Es werden mit viel Geld und Aufwand Spielgeräte verteilt. Nicht selten setzt sich der eine oder andere Gestalter, Architekt oder Bürgermeister ein Denkmal, doch ob es brauchbar für die Kinder ist, kümmert die Sponsoren wenig.
Klettergerüst und Kletterwand
Früher war ein simples Klettergerüst der Standard als Spielgerät. Man sieht sie immer seltener, weil man wohl glaubt, dass die Sprösslinge hier zu hoch klettern und sich dann verletzen könnten. Das ist typisch "Deutsche Angst". Richtig ist, dass Kinder beispielsweise beim Klettern an ihre Grenze gehen aber eben auch nicht weiter. Sie sollten aber auch immer nur so weit klettern, wie sie es aus eigener Kraft und Geschicklichkeit schaffen, d.h. niemals die Kinder hinauf heben. Am Klettergerüst oder auch an einer Kletterwand können unsere Kleinen ihre Grenzen ausloten, und sie schulen daneben ihren Gleichgewichtssinn. Übrigens: Weil ich unten das Thema Spielplatzlärm angeschnitten habe. Kletterwände können durchaus, wenn sie richtig aufgestellt sind, auch als Lärmschutzwand fungieren.
Die Thematik Spielgeräte für den Kindergarten usw., habe ich gesondert aufgegriffen. Hier will ich dies nun nur noch kurz erwähnen, wobei in der folgenden Liste die praktikabelsten zuerst genannt sind. Wieso und warum ist auf der Spielgeräte-Seite (Link oben) nachzulesen.
- Rutsche
- Vogelnest-Schaukel
- Klettergerüst
- Kletterpalisade
- Kletterturm
- Baumhaus
Weitere Ausstattung öffentlicher Spielplätze
Ein weiterer Irrtum so manches begeisterten Spielplatzplaners ist der, dass er sich nur auf die Kinder konzentriert. Doch auf diesen Plätzen sieht man wohl öfter Mütter (und Väter) und Kinder, als nur allein die Junioren. Und Frauen reden nun mal gern miteinander (Männer übrigens auch), zumal es in unserem öffentlichen Leben kaum noch Raum für "zufällige Begegnungen" gibt. Hier wäre die Möglichkeit.
Das Minimum auf einem Kinderspielplatz wäre also eine bequeme Bank. Besser sind zwei oder mehr Bänke, die nicht zu eng und nicht zu fern, und die zudem noch im Schatten eines Baumes stehen sollten. Ideal wäre ein weiterer Schattenspender, um etwas abseits einen Kinderwagen abstellen zu können. Auch muss an Papierkörbe gedacht sein, welche regelmäßig geleert sein müssen.