Lein, das meint gleichzeitig auch Flachs, und dieser ist seit jeher eine bekannte und viel verwendete Nutzpflanze, heute in den Gärten überwiegend aber auch Ziergewächs wegen seiner blauen Blüten. Doch auch verarbeitet zu Speiseöl und Textilien ist Flachs eine begehrte Kulturpflanze. Lein wächst vornehmlich in den gemäßigten Breitengraden Europas. Er liebt warmes, trockenes Wetter. Zu hohe Temperaturen und feuchte Witterung wirken sich nachteilig auf sein Wachstum aus.
Die Pflanzen erreichen bei idealen Bedingungen eine Höhe von 120 cm. Ihr Wurzelwerk ist ziemlich flach, was eines kräftigeren, härteren Bodens bedarf. Es gibt unterschiedliche Sorten, die sich hinsichtlich ihrer Verwendung unterscheiden. Damit der Flachs im eigenen Garten gut gedeiht und die Ernte erfolgreich ist, sollten die folgenden Tipps beachtet werden.
Bodenqualität
Lein ist grundsätzlich einfach zu züchten und verlangt wenig Aufmerksamkeit und Pflege. Einige wichtige Bedingungen sollten dennoch nicht außer Acht gelassen werden. So ist ein fester, aber zugleich gut durchlässiger Boden wichtig. Das flache Wurzelgeflecht kann sich nur in einer dichten Bodenstruktur halten, zugleich darf keine Staunässe auftreten, die zu einem raschen Faulen der Wurzeln führt. Sind diese Voraussetzungen gegeben, steht unserer Aussaat von Leinsamen nichts mehr im Weg. Flachs mag es basisch, und das erreichen wir, wenn nicht bereits vorhanden, mit der Zufuhr von Kalk. Ansonsten sollten Phosphor und Kalium in ausreichender Menge im Boden vorhanden sein. Ist dem nicht so, geben wir einen Vollwertdünger. Viel Stickstoff fördert das Wachstum sehr stark, verhindert aber zugleich die Samenbildung, auf die wir ja wertlegen. Also ist eine Stickstoffdüngung von Nachteil.
Will Lein keinesfalls zu viel Wasser, kann er vom Sonnenlicht nicht genug bekommen. Auch darauf sollten wir vor der Aussaat achten. Idealerweise kann man die Sonnenstunden am Standort ermitteln.
Vor der Keimung ist nach der Keimung
Leinsamen sind besonders ölhaltig, und das macht sie nicht nur bei uns Menschen so beliebt. Auch Insekten, wie Ameisen und Erdflöhe sowie Vögel lieben dieses ölhaltige Nahrungsmittel. Gerade in den ersten 100 Stunden nach Aussaat – so lange dauert es nämlich in der Regel, bis die ersten Keime das Licht der Welt erblicken – ist es ratsam, die Saat zu schützen. Eine Möglichkeit bietet eine Plane, die über das Beet gelegt wird. Diese sollte aber nach Möglichkeit atmungsaktiv sein und die Feuchtigkeit im Boden nicht am Verdunsten hindern. Begleitpflanzen wie Nelken, Chili und Lavendel vertreiben Ameisen auf natürliche Weise und verhindern, dass sich Ameisenkolonien in unserem Beet ansiedeln.
Bei der Ernte wird es spannend
So kalkulierbar die Aussaat von Leinsamen ist – diese sollte nämlich grundsätzlich zwischen Mai und Juni erfolgen, wenn der Boden schon etwas aufgewärmt ist – so unkalkulierbar wird die Ernte. Die ersten Samenkapseln können bereits nach 120 Tagen reif sein. Doch hier beginnt die Herausforderung. Denn es ist gar nicht so einfach den richtigen Zeitpunkt zum Ernten zu finden. Leinsamen reifen nicht gleichmäßig. So sind die oberen Samenstände an einer Pflanze bereits reif, aber weiter unten sind sie noch grün. Darum hier mein Tipp für all jene, die nicht jedes einzelne Samenkorn individuell pflücken möchten: Leinsamen reift nach. D.h. selbst unreife, noch grüne Kapseln können geerntet werden und an einem hellen, trockenen und luftigen Ort, aber nicht direkt in der Sonne zum Nachreifen ausgelegt werden. Doch Achtung: Gerade die frischen Samen sind eine begehrte Leckerei für Vögel und Insekten.
Wenn die Ernte dann doch nicht zur Zufriedenheit ausfällt, gibt es im Bioladen hochwertiges Leinöl und Leinsamen zu kaufen.
Gastbeitrag
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