Toskana-Haus bauen (toskanischer Stil)

Toskana-Haus

Eigenheim, Fertighaus mediterran, im Toskana – Stil. Hier wird kurz erklärt, worauf es bei der Planung ankommt. Vorweg die vier wichtigsten Punkte: Flache Walmdächer sind typisch, sowie Pastellfarben, Schatten-Fensterläden (Französischer Balkon) und der vierte Punkt scheint sicher erst einmal merkwürdig: Heiterkeit und Melancholie darstellen! Dazu unten mehr. 

Zuerst zum Dach: Im Norden gehören spitze Satteldächer zur Bautradition, da sie hohe Schneelasten aushalten müssen. Im Süden sind flache Dachkonstruktionen traditionell, denn im mediterranen Raum gibt es kaum Schnee und selten Dauerregen. Die wenig geneigte Dachform gehört also zum mediterranen Flair, und zum Glück ist es heutzutage möglich, auch in unseren Regionen solide Flachdächer zu bauen (zum Beispiel mit Kunststoff-Dachbahnen). Zum Süden gehört also das flache Dach, aber du solltest beachten, dass in manchen Eigenheimsiedlungen bestimmte Dachneigungen vorgeschrieben und Flachdachbauten (Pultdächer) nicht möglich sind. Informiere dich also vorher genau. Das "Toskana-Haus" ist natürlich auch mit Satteldach (Spitzdach) möglich. Dabei ist natürlich eine Deckung mit Romanischen Tondachziegeln der Idealfall. Wem dies zu teuer ist, der verwende rote Dachsteine.

Schatten-Fensterläden

Es ist also das warme und trockene Klima, welches die Form des traditionellen mediterranen Hauses prägt. Neben den besonderen Dächern sind es die Fester, welche den südlichen Architekturstil prägen. Hochformatige Fensteröffnungen, die zum Teil bis zum Boden reichen (Französische Balkone, Colonial Balconies), ermöglichen es, die Zimmer am Abend und in der Nacht durch eine optimale Querlüftung schnell zu kühlen (auch im Bodenbereich). Nicht wegzudenkende Jalousien kühlen am Tage den Wohnraum und tauchen die Zimmer in ein geheimnisvolles Spiel von Licht und Schatten. Klar sollte sein, dass die jalousieartigen Fensterläden nach außen öffnen müssen und dieses bei einem echten Französischen Balkon dazugehört. Die Form der Fensterläden bedingen dort den schmalen Balkonaustritt vor dem bodentiefen Fenster.

Haus in toskanischer LandschaftUnser Idealbild: Haus auf sanftem Hügel in toskanischer Landschaft

Pastellfarben

Das gleißende Licht des Südens lässt kräftige Farben matter und pastellfarbener erscheinen, als sie wirklich sind. Verwenden wir nun bei uns im Norden Pastellfarben für die Fassade des Hauses und die Gartenmauer, so werden wir auch an trüben Tagen die Illusion der Intensität des südlichen Sonnenlichtes bekommen. Zudem wirken Pastellfarben leicht, heiter und sie verbreiten Urlaubsstimmung. Zur Palette der Pastellfarben gehören natürlich auch die unterschiedlichen Erdfarben der Terrakotta-Gefäße. Und auch die Gartenmöbel sollten dem entsprechenden Farbstil entsprechen.

Stein- statt Holzhaus

An vielen Stellen habe ich es schon erwähnt, dass Stein und Schmiedeeisen im mediterranen Raum das traditionelle Baumaterial sind. Holz kommt im waldarmen Süden in größeren Mengen selten vor und ist als Baumaterial demzufolge auch selten zu finden. Also halte dich auch bei deinem Bauprojekt mit rustikalen Holzbauten zurück. Die verputzte Hausfassade oder Gartenmauer ist authentischer. Die Schattenpergola wirkt schöner, wenn sich der Wein am Schmiedeeisen rankt und nicht am Holzpfosten. Vermutlich der Einzige, der es fertiggebracht hat, ein mediterranes Holzhaus zu bauen, war der berühmte Albert Einstein (1879 – 1955), der mit seiner Ehefrau und dem Architekten Konrad Wachsmann (1901 – 1980) dies bei Potsdam umsetzte und das Haus auch bewohnte.

Die Toskana und idealisierte Vorstellungen

Nach meinem Empfinden ist der Toskana-Stil weniger ein mediterraner Stil (auch nicht im Garten), sondern er hat viel mit der Landschaft ansich zu tun oder mit dem Lebensstil, den wir uns vorstellen. Genauer gesehen sind es Wunschvorstellungen. Das ist völlig in Ordnung und es ist gut, man wird sich klar wird, welche Träume man hat. Träume sollten wir verwirklichen und warum soll nicht unser Eigenheim ein "Traumhaus" sein?

Die Idealvorstellung von der Toskana ist ein autonomes Landhaus auf flachem Hügel inmitten einer Plantage, inmitten von Weinreben oder Lavendelfeldern. So solltest du auch die Form das Hauses und des Gartens wählen. Allerdings ist es unmöglich, die toskanische Landschaft im Kleinen bei uns nachzubilden, so würde Kitsch entstehen. Doch stilistische Andeutungen sind durchaus wirkungsvoll. Um kurz auf den Garten einzugehen, so kannst du mit der Pflanzung einiger weniger Pflanzenarten besonders gediegene gestalterische Wirkungen erzielen.

Sind im Mittelmeerraum die Baukörper der Wohn- und Nebengebäude oft förmlich zu einer Einheit verschmolzen, so ist die Idealvorstellung vom Toskana-Haus eine andere: es ist das römische, frei stehende Landhaus inmitten einer Plantage auf sanftem Hügel.

Heiterkeit und Melancholie, Toskanischer Stil

In der toskanischen Landschaft sind es nicht so sehr die Architekturen, die die Wohnplätze der Menschen markieren, sondern die vertikalen Linien der mächtigen Zypressen. Die Mittelmeerzypresse (Mediterrane Säulenzypresse, Trauerzypresse) Cupressus sempervirens ist die landschaftsprägende Baumart der Toskana. Sie verträgt Frost bis zu -18 °C. Nur in sehr milden Gegenden gedeiht sie auch bei uns. Mit romantischen Zypressenlandschaften begeisterte schon der Schweizer Maler Arnold Böcklin seine Zeitgenossen. Seine Gemälde umwebt immer ein Hauch von Melancholie. Und diese Melancholie der dunklen Zypressen schwingt in unseren Idealvorstellungen der toskanischen Landschaft heute noch mit.

Im Garten ist dies von alters her sowieso ein wichtiges Gestaltungsthema gewesen. Heiterkeit und Melancholie ist der Grundtenor der romantischen Landschaftsgärten. Das Lachende und das Bedrohliche sind auch stets das Leitmotiv im chinesischen oder japanischen Garten. Tatsächlich macht erst dieses Grundthema der "heiteren Melancholie" das Toskana-Haus zu dem, was wir uns unter ihm vorstellen, wenn wir von dieser Landschaft schwärmen. Es bleibt natürlich die Frage, wie man solch ein Grundthema gestalterisch umsetzt. Die Antwort darauf ist: durch Kontrastwirkungen wie

1. Betonung der horizontalen Linien am Hauskörper und dem gegenüber die Pflanzung von vertikalen Zypressen (die leider nicht winterhart sind und in unseren Breiten rasch eingehen) oder entsprechende säulenförmigen Gehölze sollten nahe, in Beziehung zum Haus, gepflanzt werden - auf keinen Fall irgendwo in den Garten hinein. Baukörper und Zypressen sind als eine Einheit zu sehen und bilden einen optischen Kontrast von horizontal und vertikal.

2. Kontrast zwischen den düsteren Farben der Zypressen und den Pastelltönen der Hausfassade bzw. zum freundlichen Grün heiterer mediterraner Pflanzen wie Wein, Lavendel, Blüten-Salbei und Sorten des Perückenstrauches (Cotinus coggygria) mit hellgrünem Laub, etwa 'Young Lady', oder 'Golden Spirit'. Man kann auch Gartenhibiskus pflanzen, und Rosen sind selbstverständlich auch möglich. Um das düstere Schwarzgrün der Toskana-Zypressen zu kopieren, könnten wohl am besten dunkle Eibensorten verwendet werden. Thuja plicata 'Atrovirens', der Riesenlebensbaum wäre auch geeignet. Niemals hellgrüne Säulenkoniferen verwenden!

Wie du eben gelesen hast, kann man mit wenigen gestalterischen Mitteln interessante Illusionen vermitteln. So geht das auch mit dem Bodenrelief. Ein Toskana-Haus auf dem platten Land ist nicht gerade authentisch. Aber gleich vorweg: eine Hügellandschaft durch Aufschüttung von Mutterboden zu imitieren ist absolut nicht zu empfehlen. "Berge" können im Garten nicht nachgebildet werden. Mehr über den Toskana-Garten hier.

Es gibt allerdings einen Trick. Wenn dir dein Hausgarten zu langweilig (weil platt) erscheint, dann kannst du durch eine leichte Senke die Illusion von Hügelgelände erzeugen. Muss am Haus wegen des Kellers (über Niveau) eh etwas aufgeschüttet werden, dann kann mit dieser leichten Aufschüttung und Absenkung das Gelände interessant profiliert werden.

Beitragsbild (Toskana-Haus) ganz oben: © PANORAMO - Fotolia.com