Von den verschiedenen Päonien-Arten, die wir im Garten finden, sind Bauern-Pfingsrosen (Paeonia officinalis) die am häufigsten verwendeten. Im späten Frühjahr ziehen sie mit ihren üppigen Blütenfülle die Aufmerksamkeit auf sich. Ein zweites Farbenspektakel bereiten sie noch einmal im Spätsommer und Herbst, wenn die etwas über kniehohen Blätter in eine glühend-rote Herbstlaubfärbung übergehen. Die Schnittblumen, wie auch das bunte Laub, können wir für Blumensträuße verwenden.
Die zweite wichtige Art für den Garten ist die Baum- bzw. Strauch-Päonie (Paeonia suffruticosa), deren Triebe verholzen [1]. Sie stammt aus China und wird dort seit gut zweitausend Jahren gezüchtet. In China ist sie die „Königin der Blumen“ (花王 huawang) und steht für den Ausklang des Frühling und die baldige Sommersonnenwende [2]. Strauch-Päonien sind tatsächlich beeindruckende Blütengehölze. Ihre Blüten sind zwar keine klassischen Schnittblumen, doch lassen auch sie sich für die Vase verwenden.
Botanische Systematik
Paeonia officinalis und Paeonia suffruticosa sind Pflanzenarten der Gattung Paeonia (Pfingstrosen, Päonien). Diese Gattung fügt sich in die Pflanzenfamilie der Paeoniaceae (Pfingstrosengewächse) und diese wiederum die Familie Saxifragales (Steinbrechartige). Mit dieser Zuordnung sind die Pfingstrosen tatsächlich auch mit dem Steinbrech (Saxifraga) verwandt. Das sind die (besonders in Steingärten verbreiteten) kleinen Blattsukkulenten, die in der Regel polsterartig wachsen.
Hybrid-Sorten
Von der Art P. officinalis gibt es etliche Sorten-Auslesen, welche rein dieser Art angehören. Von beiden Päonien-Arten gibt es aber auch sogenannte Hybrid-Sorten, welche durch Einkreuzungen verschiedenster Päonien-Arten entstanden.
Diesen Hybrid-Sorten werden wiederum mit Sammelnamen zusammengefasst. Die staudenartig wachsenden Edelpäonien werden in den Paeonia-Lactiflora-Hybriden (Chinesische Pfingstrosen) gruppiert. (Eine kleine Nebengruppe der staudenartigen, stellen die Paeonia-Wittmanniana-Hybriden dar). Die Stauden werden etwa einen Meter hoch.
In den Paeonia-Suffruticosa-Hybriden wurden die Baum-Päonien zusammengefasst. (Eine kleine Nebengruppe stellen die Paeonia-Rockii-Hybriden dar).
In Europa wurden die aus China kommenden [3] Ziergehölze um 1787 eingeführt, ein zweites Mal 1844 und ein drittes Mal 1846, was zeigt, dass es durchaus mehrere Anläufe brauchte, um bei uns im Garten heimisch zu werden. Die Blütengehölze werden zwischen 70 und 150 Zentimeter hoch.
Standort, Pflege, Umpflanzung
Alle hier genannte Pfingsrosen mögen einen sonnigen Standort und tiefgründigen, nährstoffreichen Boden, dessen Boden-Ph-Wert leicht sauer (Strauch-Päonien vertragen auch Kalk) sein sollte, aber auch das Wasser gut ableiten kann. Die Strauch-Päonien mögen einen etwas feuchten Standort, die Edel- und Bauern-Pfingsrosen kommen auch auf trockenen Standorten gut fort.
Kein Mineraldünger
Mineraldünger wird nicht gut vertragen! Stattdessen düngen wir mit fettem Kompost oder Stallmist. Die Stauden-Sorten sollten im Herbst mit Komposterde abgedeckt werden. Blühen die Edel- und Bauern-Pfingsrosen nicht mehr gut (was nach ca. zehn Jahren eintritt), werden die Stauden Mitte bis Ende August ausgegraben. Dann graben wir die Rabatte tief um, arbeiten reichlich Kompost ein und pflanzen sie sofort wieder an gleicher Stelle ein (ca. 1,2 Meter Abstand). Dabei werden sie fünf Zentimeter tiefer gesetzt, als sie vorher gestanden haben.
Stalldung ist optimal
Typisch ist, dass Zierpflanzen mit den oben genannten Bedürfnissen in den Bauerngärten der Jahrhundertwende (um 1900) oft zu finden waren. Der Grund dafür ist, dass diese Gärten gewohnheitsmäßig von den Landwirten (wie ihre Felder) reichlich mit Mist gedüngt wurden und dass man überhaupt auf guten Boden achtete – da es dem bäuerlichen Handwerk entsprach. Man war auf dem Lande auch nicht in der Weise rückschrittlich, dass man keine Modepflanzen kannte. Das Gegenteil ist sicher richtig. Im ausgehenden 19. Jahrhundert waren exotische Zierpflanzen beliebt, die Gärtnerzunft weit entwickelt, und der Zierpflanzen-Verkauf bestens organisiert.
Verwendung
Einführend wurde schon einiges, wie etwa über die Schnittblumenverwendung, gesagt. Die Edel-Päonien sind typische Vertreter der Landhaus- und Bauern-Gärten. Ich pflanze die Stauden aber nur in Rabatten, wo sie unter sich stehen, also nicht mit anderen Blütenstauden zusammen, da die Pfingsrosen diese früher oder später verdrängen. Pfingsrosen-Rabatten verdrängen sehr gut Unkräuter und sind damit sehr Pflegeleicht. Sie sind ein guter Abschuss für Rasenflächen.
Die Stauchpäonien sind wunderschöne Solitärpflanzen, die durchaus auch im Rasen stehen können. Sie besitzen mit ihrem besonderen Laub und den übergroßen Blüten eine merkwürdige Ausstrahlung, vielleicht auch deshalb, weil sie zu den ältesten Ziergehölzen der Welt zählen. Ehrlicherweise muss ich aber auch bemerken, dass die Büsche, abgesehen von der Zeit der Blüte, im Garten nicht auffällig zierend sind. Es gibt unzählige Sorten, die aber in speziellen Gartenbaubetrieben, wie z.B. Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin (Sulzburg-Laufen), kultiviert werden und dort fast das ganze Jahr über, gekauft werden können.
Wie ich eingangs schon erwähnte, haben wir von einer einzigen Baum-Päonien-Blüte in der Vase mehr an bewundernswerter Schönheit, als an einem Strauch, der in voller Blüte steht. Das ist besonders dann der Fall, wenn in der Nähe gerade ein Rhododendron blüht, dann verpufft nämlich die Wirkung der Pfingstrose um einiges. Ein weiterer Aspekt ist, dass viele der Gehölze ziemlich in die Breite und nehmen in kleinen Gärten viel Platz weg. Allerdings ist es möglich die Päonien auch als Bäumchen zu ziehen (deshalb der Name Baumpäonie?), dann ist der Platzverbrauch geringer und der Zierwert höher.
einige ältere Sorten der Strauch-Päonie
- 'Athlete' – aufrechter Wuchs; Blüten stark gefüllt, lilaweiß, zum Grunde purpurrosa
- 'Baronne d'Ales' – schwachwüchsig, gedrungen; Blüten leuchtend rosa, zur Mitte hin dunkelrosa
- 'Baute de Twickel' – starkwüchsig; große Blüten karmesinrot mit dunklerer Mitte
- 'Bijou de Chusan' reinweiß und dicht gefüllt
- 'Blanche de His' – weiße, zartrosa überhauchte Blüten
- 'Carnea Plena' – rahmweiß mit etwas lachsfabigen Einschlag; gut gefüllt
- 'Comtesse de Tuder' – sehr große, stark gefüllte lachsrosa Blüte, zum Rand heller; lang haltbare Blüte
- 'High Noon' (Lutea-Hybride) – wüchsig, hochwachsend; mittelgroße Blüten; halb gefüllt; hellgelb, roter Blütengrund; leichter Duft
- 'Jaenne d'Arc' – starkwüchsig; lachsrosa gefüllte Blüten, in der Mitte dunkler
- 'Kinkaku' ("Goldener Tempel") – siehe 'Souvenir de Prof. Maxime Cornu'
- 'La Lorraine' – hellgelb, gefüllt, großblumig, duftend
- 'Loise Mouchelet' – starkwüchsig; Blüten lachsrosa, zum Rand hin silbrig
- 'Madame Stuart Low' – leuchtend lachsrosa Blüten, halbgefüllte, frühblühend; spätfrost-gefährdet
- 'Nigricans' – einfache, dunkelrote Blüten mit auffallenden, goldgelben Staubgefäßen
- 'Reine Elisabeth' – große, kräftig-dunkelrosa Blüten mit silberrosa Ränderen; Blütenmitte krebsrot; gilt als die schönste Sorte
- 'Souvenir de Ducher' – starkwachsend; Blüten tiefviolett; frühblühend; verträgt Halbschatten
- 'Souvenir d'Etienne' – Mechin' stark gefüllte dunkelrosa bis lachsrote Blüten, frühe Blüte
- Souvenir de Prof. Maxime Cornu' ('Kinkaku') – wüchsig, reich blühend; leuchtend-orange Blüten mit roten Rändern, dicht gefüllt; nickende Blüten; außergewöhnlich
[1] Tatsächlich wurden sie schon vor 2000 Jahren in China als Zierpflanze gezüchtet und das Merkwürdigste dabei ist, dass man die wilde Urform wohl bis heute nicht gefunden hat. Strauchpfingstrosen existieren also nur noch als Kulturpflanze. Sehr früh gelangte Paeonia rockii nach Japan, wo man ebenfalls schon frühzeitig einen Sinn für das Schöne hat.
[2] Zum soeben erwähnten Schönheitsempfinden das fernen Ostens ist zu bemerken, dass es nicht auf das harmonische, sondern auf das Gegensätzliche setzt. Darüber habe ich schon einiges hier auf diesen Infoseiten geschrieben. In China nannte man diese Philosophie, welche besonders in den Gärten in Szene gesetzt wurde, das Heitere und das Bedrohliche. Ein etwas philosophischer Beitrag ist hier; der Blick in einen japanischen Felsgarten ist hier. Die Strauchpfingstrosen entsprechen ganz und gar diesem Ideal.
Das Geäst und Blattwerk der Gehölze wirkt düster und fremdartig. Entfalten sich aber die Blüten an diesen Büschen, dann sind sie demgegenüber das Gegensatzprogramm. Farb- und formvollendet, durchaus mit heiterem Ernst überraschen sie uns ganz Plötzlich, wenn sie im Frühjahr erblühen. Sie erscheinen kostbar und zeigen uns im Erblühen nicht nur die Phasen des Auflebens, sondern auch deutlich die des Verwelkens, also Stimmungsbilder, die beispielsweise bei den Japanern prägend sind. Vergleichbar ist dies mit der Kirschblüte, bzw. mit dem japanischen Kirschblütenfest (Hanami), bei dem die üppige Massenblüte, wie die Momente des Herabrieseln des Kirschblütenschnees gleichermaßen beliebt sind.
[3] Von China kamen die Pflanze nach Japan, wo sie weiter veredelt wurden und von dort erst 1787 nach Europa.
Literatur/Quellen
- Eiselt/Schröder; Laubgehölze, Leipzig, 1977
- Grunder, Christian; Gartenblumen von A bis Z; Radebeul 1972
- Günther, Harri: Schöne Blütengehölze, Berlin, 1979.
- Katalog 2010-2012; Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin (Sulzburg-Laufen)