Möchte man selbst Kirschlorbeer vermehren, so rate ich zur Verwendung von Ablegern. In den Baumschulen vermehrt man im späten Sommer mit ausgereiftem Material (späte Sommerstecklinge) oder es werden "Winterstecklinge" geschnitten. Die Bewurzelung findet im Gewächshaus statt – meist unter Sprühnebel und ohne Bewurzelungspulver. Doch für den Laien ist die Ablegermethode praktischer und nicht schwer.
Mein Versuch der Vermehrung mit Stecklingen
Vor einiger Zeit hatte ich versucht, den Kirschlorbeer auf einfachste Weise durch Stecklinge zu vermehren, also ohne Gewächshaus oder Folieabdeckung. Bei der Gewinnung von Stecklingen gehe ich recht rüde vor: Im März habe ich die Triebe (Bild unten) einfach vom alten Holz abgerissen und anschließen das entstandene "Fähnchen" am Fuß eingekürzt. So werden eigentlich nur die Koniferenstecklinge (z.B. Thuja) geschnitten. Die benötigen am Fuß immer ein kleines Stück vom 2jährigen Holz, da sonst der einjährige Trieb am abgeschnittenen Ende fault. Für meinen Freilandversuch habe ich diese Methode einmal für den Kirschlorbeer probiert. Das Abreißen der Stecklinge hat den Vorteil, dass glatte Wundflächen entstehen, die dann schnell verheilen. Beim Schnitt mit einer ungeschärften Gartenschere werden die Triebe meist nur gequetscht, was dann wieder Fäulnis zur Folge hat.
An den Stecklingen habe ich maximal 2 Blätter stehen lassen, und dann wurden sie an halbschattiger Stelle am Rande des Radieschenbeetes bis an die Blattansätze in die sandige Erde gesteckt. Da waren sie nun auf sich allein gestellt ohne besondere Pflege. Gegossen wurden sie nur gemeinsam mit dem Gemüse. Von sieben Stecklingen hat ein Kirschlorbeer überlebt und neue Blätter getrieben. Im Bild unten kämpft nun der neue Gast in meinem Garten mit den ersten Nachtfrösten ... Im nächsten Spätsommer kann dann der Kleine umgepflanzt werden - vorher würde eine solche Aktion die zarten Wurzeln schädigen ... also lassen wir ihm Zeit :-)
Vermehrung durch Ableger
Thomas Seggewiß hat mir seine Erfahrungen mit der Kirschlorbeervermehrung zugemailt: "Am Effektivsten ist die Absenker-Methode. Sie ist schnell und einfach. An bestehenden Kirschlorbeerbüschen die unteren Zweige nach unten biegen und ca. fünf Zentimeter in die Erde eingraben. Das letzte Ende lass ich immer rausgucken. Damit die Zweige nicht wieder hochkommen, stecke ich sie mit kleinen Heringen vom Zelten fest. Dann ist etwas Geduld notwendig. Nach ca. acht Wochen sind die Zweige bewurzelt und ich schneide diese ab, pflanze sie in Töpfe oder direkt in die Erde. Auf diese Art habe ich in einem Jahr 50 Jungpflanzen gezogen."
Wer sich fragt, wann die beste Zeit ist, die Ableger von der Mutterpflanze zu trennen, so rate ich, dies nicht zu zeitig zu tun. Wenn ich bewurzelte Absenker habe, trenne ich sie frühestens im Juni (Laub eventuell etwas einkürzen). Was später Wurzeln bekommt, wird besser erst im Frühjahr verpflanzt. [TJ.4.4.23-5] ©Thomas Jacob