Der Gemüseanbau auf dem Balkon lohnt immer. Du solltest es tun. Selbstversorgung, die man anstrebt, bedeutet ja nicht 100 prozentigen eigenen Gemüseanbau. Du kannst in Wald und Flur Beeren, Pilze, Pflanzen für Tee oder Fallobst sammeln und verarbeiten. Auch die Veredlung von gekauftem Obst oder Gemüse, beispielsweise zu Marmeladen, Wein, Essig, Sauerkraut usw. ist eine Möglichkeit der autarken Eigenversorgung. Der Balkongarten ist da nur ein Teil des Konzeptes. Doch klar ist: Hier solltest du Gemüse und Kräuter anbauen, die robust und ertragreich sind.
Welches Gemüse anbauen? Erste Versuche machst du am besten mit:
1. Kletterbohnen, Feuerbohnen
Hier sind verschiedene Sorten der Feuerbohne (Prunkbohne) empfehlenswert. Man zieht sie an Schnüren oder Rankgittern (als Sichtschutz und Windschutz) Sie haben den Vorteil:
- dass sie gegenüber anderen Kletterbohnen das Kleinklima auf dem Balkon verkraften,
- man erntet die jungen Bohnenhülsen und
- die reiferen, zu spät geernteten Hülsen lässt man fertig ausreifen und verwendet diese dann als Trockenbohnen in der Küche; sie haben einen sehr guten Geschmack
2. Tomaten
Sie wachsen leicht in Pflanzkübeln und in normaler Blumenerde. Haben die Tomatenpflanzen die ersten Früchte angesetzt, wird mit gewöhnlichem, flüssigen Blumendünger moderat gedüngt. Verwende die kleinen Balkontomaten aber gleichzeitig auch die rankenden Stabtomaten. Es lohnt auch teuren Samen für die eigene Anzucht der Pflanzen zu kaufen (F1 Hybriden), denn man benötigt ja nur wenige Samenkörner. Zudem behalten Tomatensamen sehr lange ihre Keimfähigkeit (bis zu 6 Jahre ohne Probleme). Wer gerne selber Tomatensorten züchten will, der nehme dazu den Samen aus den selbst geernteten Früchten. Hochzuchtsorten werden zwar nie sortenecht ausfallen, doch ist es interessant zu verfolgen, wie sich die Natur unter den eigenen Händen auch so nutzbringend fortentwickelt. Die Tomatenkultur eignet sich besonders gut für solche Gartenexperimente auf dem Balkon. Alles Wichtige zum Thema: Tomatenanbau
3. Zucchini, Kletterzucchini, Patisson
Sie wachsen ebenso wie Tomaten in ganz normaler Blumenerde und sie werden auch nur ganz normal gegossen und wie die Tomaten etwas gedüngt, wenn sich die ersten Früchte zeigen. Du solltest auf jeden Fall einmal das Kletterzucchini 'Black Forest' testen. Es ist ertragreich und auch kontinuierlich im Fruchtansatz.
Wegen der besseren Befruchtung sollten zwei Zucchinipflanzen auf dem Balkon stehen. An stelle der zweiten Zucchinipflanze kann auch Patisson (Ufofrucht) im Kübel kultiviert werden, da sie botanisch mit dem Zucchini identisch ist (Curcubbita pepo L.). Patisson sind ideal für das Braten im Wok, da sich weniger Flüssigkeit haben, als Zucchini. Hier mehr Tipps zum Thema: Zucchinianbau
4. Kartoffeln
Sie sind nicht wirklich ertragreich auf dem Balkon, doch bevor man alte Blumenerde wegschafft, kann man sie auch für einen "Kartoffeleimer" verwenden. Dabei füllt man im April einen Eimer 5 cm mit Erde auf, legt drei kleine Kartoffeln hinein und füllt dann wieder 5 cm Erde auf. (vorsichtig gießen) Wenn dann das Kraut 10 cm hoch ist, wird wieder etwas Erde aufgeschüttet und so immerfort, bis der Eimer mit Erde gefüllt ist. Wenn das Kartoffelkraut abstirbt, dann können die Balkonkartoffeln geerntet werden. Mehr zum Thema: Kartoffelanbau
5. Ziermangold
Ziermangold ist nichts anderes als gewöhnlicher Mangold, nur mit schöner gefärbten Blattadern und Stielen. Er wächst noch ganz gut im Blumenkasten und kann immer wieder abgeerntet werden, da neue Blätter stets nachwachsen. (Wichtig: Die Herzblätter dürfen nicht mit geerntet werden.) Weiteres zum Thema: Mangold anbauen
6. Staudensellerie
Stauden- oder auch Stangensellerie lässt sich sehr einfach in Kästen kultivieren. Man kann die Stängel, wie auch die Blätter in der Küche verwenden. Hat man bis zum Winter (und die Pflanzen vertagen tatsächlich auch einigen Frost) nicht alles verbraucht, ist der Staudensellerie ein guter Grundstock für Salzgemüse. Für die Kultur im Kasten kauft man die Pflanzen im Frühjahr im Gartenmarkt, doch auch die eigene Aussaat ist möglich - hier ist die Kulturanleitung.
7. Jede Menge Radieschen, Rucola, Pflücksalat und Kräuter!
Hier kannst du noch viel experimentieren. Von den Salatsorten finde ich Pflücksalat am effektivsten (z.B. 'Amerikanischer Brauner' oder Spargelsalat!), weil dieser nicht abgeschnitten wird. Vom Pflücksalat/Spargelsalat werden immer nur die unteren, großen Blätter abgepflückt und am immer höher treibenden Mitteltrieb wachsen ununterbrochen neue Salatblätter nach.
Zur Thematik des Kräuteranbaues auf dem Balkon habe ich eine weiter Seite geschrieben. So viel sei hier gesagt, dass man möglichst keine Exoten anbauen soll, sondern nur die Kräuter, die robust sind und wirklich in der Küche benötigt werden.
[GJ.3.18] I ©Bild und Text G. Jacob
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