Soloknoblauch Allium ampeloprasum var. Holmense1) Allium ampeloprasum var. Holmense
1) Allium ampeloprasum var. Holmense

Der sogenannte Solo-Knoblauch [1] erfreut sich immer größerer Beliebtheit, da er nur aus einer einzigen, kugelrunden "Zehe", dem sogenannten Rundling besteht. Dadurch ist er schnell geschält und kann in der Küche rasch verarbeitet werden; zudem gilt er als besonders aromatisch. Das trifft vor allem auf die Sorten zu, welche aus dem sogenannten Rocambole-Knoblauch (Allium sativum var. ophioscorodon) gezogen wurden. Die Rundlinge, die eine Größe von 25 bis 35 Millimeter haben, finden wir in fast allen Supermärkten in der Gemüseabteilung. Weitaus seltener und damit auch weniger bekannt ist eine weitere Art des Soloknoblauchs, die größere (bis 55 Millimeter) und zudem weiße Rundlinge, im Bild 1) zu sehen, hervorbringt. Der botanische Name dieser Art ist Allium ampeloprasum var. Holmense, den man bei uns auf Grund seiner Größe auch als Elefanten-Knoblauch bezeichnet.
Da in Mitteleuropa der Rocambole als Mono-Variante nur unrentabel zu kultivieren [2] ist, empfehle ich, im Kleingarten den Elefanten-Knoblauch zu verwenden. Was im industriellen Gartenbau schwer umsetzbar, weil maschinell nicht durchführbar, ist, sollte für uns kein Problem sein. Es handelt sich um die Gewinnung von Brutzwiebeln. Da wir für die Vermehrung nur selten ausreichend Pflanzzehen zur Verfügung haben, der Elefanten-Knoblauch aber massenweise Brutzwiebeln produziert, habe ich alle wichtigen Informationen für die Anbauanleitung mit dieser Vermehrungsmethode hier zusammengestellt. 

Die Knoblaucharten

Um Allium ampeloprasum var. Holmense botanisch besser einordnen zu können, betrachten wir zunächst die Knoblaucharten, welche uns das beliebte aromatische Zwiebelgemüse liefern. Für den Anbau eignen sich folgende drei Art-Varianten:

  1. Kulturknoblauch (Allium sativum var. sativum)
  2. Rocambole-Knoblauch bzw. Schlangenknoblauch (Allium sativum var. ophioscorodon)
  3. Elefanten-Knoblauch, Allium ampeloprasum var. Holmense (Allium ampeloprasum var. ampeloprasum Pearl-Onion Group); hierzu zählt auch der Perllauch (ebenfalls der A. a. Pearl-Onion Group zugehörig)

Die beiden ersten Formen sind zwei sehr eng verwandte Sativum-Art-Varianten, die wir zum besseren Verständnis auch als "Unterarten" bezeichnen könnten. Der Elefanten-Knoblauch (A. ampeloprasum) dagegen hat wenig mit A. sativum gemein und ist aus botanischer Sicht um vieles mehr mit dem Porree verwandt als mit dem echten Knoblauch.

Hier noch die vollständige botanische Systematik: Allium ampeloprasum var. Holmense, von dem es mehrere Sorten gibt, ist eine Varietät von Allium ampeloprasum, dem Ackerlauch. Dieser ist Teil der Pflanzengattung Allium. Die Gattung Allium wird dem Tribus (Unter-Unter-Familie) Allieae zugeordnet. Die Allieae fügen sich in die Unter-Familie der Allioideae, welche innerhalb der Pflanzenfamilie der Amaryllidaceae (Amaryllisgewächse) auszumachen ist. Die Amaryllisgewächse gehören der Ordnung der Asparagales (Spargelartigen) an – womit der Knoblauch am Ende sogar ein wenig mit dem Spargel verwandt ist. Diese beiden Edelgemüse, Spargel und Knoblauch, lassen sich leicht und ertragreich im Klein- und Selbstversorgergarten kultivieren. Wollen wir vom Knoblauch jedoch Rundlinge erhalten, müssen wir uns auf Allium ampeloprasum var. Holmense beschränken.
Um die spezielle Kultur des Solo-Knoblauchs besser zu verstehen, wenden wir uns zunächst erst einmal dem Knoblauchanbau allgemein zu:

Vom Zehen- zum Solo-Knoblauch

Bekanntermaßen wird Knoblauch vorzugsweise als Zehen-Knoblauch angebaut, also mit Zwiebeln, welche in einzelne Abschnitte, den Zehen geteilt sind. Dieser bringt hohe Erträge und wird aus jeweils einer der oben genannten drei Arten bzw. Varietäten und deren Sorten kultiviert.
Der Knoblauch bildet diese Zehen (fünf bis zwanzig Stück pro Zwiebel) aus, wenn er nach dem Pflanzen längere Zeit niedrigen Temperaturen ausgesetz wird. Diesen Prozess nennt man Vernilisation, und er funktioniert nur, wenn der Kältereiz über einen längeren Zeitraum anhält. Aus dem Grund empfielt es sich, Knoblauch bereits im Oktober zu pflanzen.

Solo-Knoblauch – vier Faktoren, welche die Bildung von Rundlingen fördern

Fehlt die oben genannte Stimulierung durch die winterliche Kälteeinwirkung, zum Beispiel bei einer Frühjahrspflanzung oder wenn die Kultur in tropischen Anbaugebieten liegt, dann findet in den Zwiebeln keine Teilung statt.
Ein weiterer Faktor, der das unterstützt, ist die Verringerung des Pflanzabstands auf zehn Zentimeter (für die Entwicklung von Zehen ist ein Pflanzabstand von 15 bis 20 cm erforderlich).
Ein dritter Tatbestand ist die Nährstoffversorgung. Rundlinge entstehen vorzugsweise bei Stickstoffmangel. Früher nannte man das den Anbau "in dritter Tracht". Bei dieser Methode kultiviert man auf einem gut gedüngten [3] Boden zunächst sogenannte starkzehrende Gemüse, daraufhin mittelstarkzehrende Pflanzen und darauf wiederum als Folgekultur (dritte Tracht) die Schwachzehrer. Wird nun der Knoblauch, der zu den starkzehrenden Gemüsen zählt, wie ein Schwachzehrer behandelt, stellt er sein Wachstumsverhalten um. Er bildet Rundlinge aus, statt sich in Zehen aufzuteilen.
Und ein vierter Faktor ist die Auswahl des Pflanzguts. Wird beim Anbau von Knoblauch prinzipiell angeraten, nur die größten und schönsten Exemplare für die Vermehrung zu verwenden, gilt diese Regel für den Soloknoblauch-Anbau nicht. Hier können die kleinsten Zehen zum Einsatz kommen. Diese lassen dann im Zusammenspiel mit den anderen drei Faktoren, verhinderte Vernilisation, Dichtpflanzung und Stickstoffreduzierung, mit hoher Wahrscheinlichkeit Knoblauch-Rundlinge entstehen.

Das gilt sowohl für Allium sativum, wie auch für Allium ampeloprasum var. Holmense. Wobei beim zuletzt genannten Elefanten-Knoblauch nicht alle Faktoren eingehalten werden müssen. Die Dichtpflanzung und auch der nährstoffarme Boden sind nicht zwingend erforderlich, damit er Rundlinge ausbildet. Das gibt uns die Möglichkeit, auf Flächen, die im Frühjahr Ausfallstellen aufweisen, d.h. wo bei einer anderen Kultur nichts aufgegangen ist, Zehen vom Elefante-Knoblauch zu stecken und Rundlinge, die auch bei kurzer Wachstumsdauer beachtliche Größen erreichen, zu ziehen.    

2) Eine Solo-Zwiebel wiegt etwa 50 Gramm.

Anbau von Riesen-Solo-Knoblauch (Holmense-Solo-Knoblauch)

Zehen und Brutzwiebeln als Pflanzmaterial

Der Anbau der Solovariante aus Elefanten-Knoblauch unterscheidet sich von der herkömmlichen Kultur im wesentlichen nur durch die Pflanzzeit. Zudem werden als Pflanzmaterial kleinere Zehen genommen. Neben diesen können uns auch noch Brutzwiebeln [4] für die Weitervermehrung zur Verfügung stehen:

Elefanten-Knoblauch bildet Brutzwiebeln aus

Diese Brutzwiebelchen befinden sich am ausgewachsenen Exemplar [4] an den Wurzeln (siehe Bild unten). Sie werden beim Ernten häufig übersehen und verbleiben dann in der Erde. Mit der entsprechenden Aufmerksamkeit und Vorsicht können wir sie mit ans Tageslicht befördern. Die Zwiebelchen sind ohnehin recht merkwürdige Gesellen. Sie haben die Form einer Halbkugel, sind bis zu einem Zentimeter groß und besitzen eine feste Außenhaut. Sie ähneln irgenwie einem orange-braunen Marienkäferchen oder einer riesigen, dicken Schildlaus. Tatsächlich haften sie auch schildlausartig an der Knoblauchzwiebel und sind mittels eines drei Zentimeter langen "Fadens" (Stolone) mit dem Wurzelansatz verbunden. Anfangs sitzen sie unter der äußersten Hüllhaut der Zwiebel. Löst sich die Außenhaut auf, was bei ausgereiftem Knoblauch oft der Fall ist, so verlieren sich die Brutzwiebeln beim Herausziehen im Boden.
Es braucht also einen möglichst lockeren Boden und viel Geschick, den Knoblauch samt Brutzwiebeln vorsichtig aufzunehmen und die "Käferchen" zu ernten. Mit einem Spaten geht das am besten.
Haben wir die Brutzwiebelchen geborgen, bewahren wir sie bis zum Frühling an einem kühlen, luftigen Platz auf. Im nächsten Jahr stehen sie uns dann für die neue Kultur zur Verfügung. Eine Herbstpflanzung bringt nichts, da sie im Herbst nicht keimen und mitunter sogar im Boden verfaulen.

3) Allium ampeloprasum var. holmense mit orangefarbenen Brutzwiebeln.

Neben dem Elefanten-Knoblauch, der die eben beschriebenen Brutzwiebeln ausbildet, gibt es Ampeloprasum-Varianten, die an Stelle der Samen eine Art Luftzwiebeln entwickeln. Das ist vergleichbar mit dem Rocambole-Knoblauch oder der Ägyptischen Zwiebel. Werden diese Luftzwiebeln zur Weitervermehrung genutzt, bilden sich jedoch nur kleine Exemplare aus.
Folgende zwei Sorten habe ich in Kultur, kann aber noch keine hundertprozentig verlässliche Aussage über deren Verhalten bei der Weiterkultur machen. Bisher habe ich sie nur im Herbst gepflanzt. Wie sie sich bei der Frühjahrspflanzung verhalten, wede ich erst noch ergründen. Feststellen konnte ich bisher, dass die Sortengruppe ‘Hairy Friend‘ eine starkwüchsige Variation ist.

  1. Allium ampeloprasum var. babingtonii (eine verwilderte Form; sie wächst an der Atlantikküste Cornwalls und West-Irlands.)
  2. Allium ampeloprasum ‘Hairy Friend‘ (Sorte bzw. Sortengruppe)

4) Luftzwiebelchen der Sorte 'Hairy Friend'

Bodenvorbereitung für den Anbau

Wir benötigen einen Gartenboden in guter Kultur. Normalerweise ist ein nicht zu schwerer, lehmhaltiger Boden für Allium sativum optimal, doch die Varianten des Elefanten-Knoblauchs gedeihen auch auf sandigem Boden noch recht gut. Ein schwerer Boden, der jahrelang in guter gärtnerischer Kultur stand, ist ebenfalls geeignet.
Vor der Pflanzung sollten wir die obere Bodenschicht auf 25 Zentimeter Tiefe gut lockern, da sich in diesem Horizont gut 80 Prozent der Wurzeln ausbreiten und dass rasch und ungehindert tun sollen.
Der Boden sollte einen PH-Wert von 6,5 bis 7 besitzen, also einen ausreichenden Kalkgehalt aufweisen. Zudem darf er nicht mit frischem Stalldung gedüngt sein, da sonst die Zwiebelfliege angelockt wird. Sie ist ein ärgerlicher Schädling für viele unserer Lauchgewächse und so auch für den Knoblauch.
Eine ausreichende Versorgung mit Kali und Phosphor ist wichtig, was wir im einfachsten Falle mit einer Holzaschedüngung bewirken können. Auch darf im Boden kein Bormangel herrschen (siehe Borax).

5) Soloknoblauch - im Mai ist das Laub fertig ausgetrieben.

Pflanzzeit, Pflanzabstand und Pflanztiefe

Sowohl Pflanzzehen als auch Brutzwiebeln werden Ende April gepflanzt. Vorkulturen, wie beispielsweise Schwarzwurzel, Grünkohl und zeitiger Kopfsalat (z.B. Wintersalat), die im Vorjahr kultiviert und bis dahin geerntet sind, machen Platz für unseren Solo-Knoblauch. Spinat, von einer besonders frühen Aussaat im Februar oder März, kann ebenfalls als Vorkultur dienen.
Wir wählen einen allseitigen Pflanzabstand von zehn Zentimetern [5] und setzen das Pflanzgut so tief, dass es noch fünf Zentimeter mit Erde überdeckt ist.

Pflege, Wasserversorgung, Ernte

Nach dem Pflanzen treiben sowohl die Zehen als auch die Zwiebelchen rasch aus. Die Beete müssen absolut unkrautfrei und sollten stets feucht gehalten werden. Erst ab Juli können die Beete auch etwas trockener sein, wenn das Gemüse zu reifen beginnt. Ein untrügliches Zeichen dafür ist, wenn die Blätter von den Spitzen her gelb werden.
Sind die Blätter etwa bis zur Hälfte gelb geworden, werden bei trockener Witterung die Zwiebeln samt Laub vorsichtig aufgenommen. Wie beim Zehen-Knoblauch auch lässt man sie zunächst zwei oder drei Tage auf dem Beet oder an einem luftigen, trockenen Ort liegen und nachreifen. Bei diesem Prozess werden noch die allerletzten Nährstoffe aus den grünen Pflanzenteilen in die Zwiebel aufgenommen. Nachher schneidet man die abgetrockneten Stiele ab und lagert die Rundlinge luftig und trocken. [TJ.9.2] I

Bildmaterial und Fachbeitrag von Thomas Jacob, 4. Februar 2024


Ergänzungen und weitere Literatur

[1] Mono- oder Soloknoblauch ist bei Köchen sehr beliebt, und so haben sich in Ländern wie Argentinien, China und Mexiko Knoblauchbauern auf seine Kultur spezialisiert. Der größte Produzent auf dem Weltmarkt ist derzeit China, da das wintermilde Klima, vorrangig in der Provinz Yunnan, eine gute Voraussetzung ist, um Rundlinge aus den Sorten des Rocambole-Knoblauchs rentabel zu kultivieren. In unseren Breiten verhindern Winterfrost und lange Perioden mit Temperaturen unter 10 Grad Celsius die Entstehung von Soloknoblauch, und so haben wir kaum eine Chance, ihn ertragreich zu kultivieren.

6) Soloknoblauch aus Allium sativum (links) und Allium ampeloprasum im Vergleich.

[2] Die Kultur von Solo-Knoblauch aus Allium-Sativum ist in Mitteleuropa unrentabel, weil Winterkälte die Entstehung der gewünschten Rundlinge verhindert. Wird er aber erst nach der Frostperiode angebaut, reicht die Zeit bis zur Ernte nicht aus, um auf die gewünschte Größe zu kommen. In wärmeren Regionen mit milden Wintern kann die Sorte bereits im Februar gepflanzt werden und reift bis zur Ernte im Juli zu ihrer maximalen Größe heran. Für das optimale Dickenwachstum sind auch die langen Tageslichtzeiten im Juni besonders wichtig. Da bei uns der Solo-Knoblauch erst Ende April gepflanzt werden kann, damit keine Vernilisation (Teilung infolge von Kälteeinwirkung) stattfindet, fehlen dem Rocambole mehr als zwei Monate Entwicklungs- und Reifezeit, da er auch nicht später geerntet weren kann.

[3] Mit Dünger ist hier Naturdünger wie z.B. Stallmist gemeint. Dieser wurde früher sehr ökonomisch eingesetzt, indem man frisch gedüngte Beete zuerst mit stallmist-liebenden Gemüsen (z.B. Blumenkohl) bepflanzte. Die anschließende Beetbestellung erfolgte mit Kulturen, die mit weniger Dung auskommen (z.B. Möhren) und zuletzt mit Gemüsen, welche frischen Stallmist schlecht vertragen bzw. welche wenig Stickstoff für ihren Anbau benötigen (z.B. Buschbohnen). Man nennte das Gemüse (bzw. den Anbau) in erster, zweiter oder dritter Tracht.

[4] Das Entstehen von Brutzwiebeln ist abhängig von der Sorte.

[5] Eine dichtere Pflanzung ist wohl auch möglich, muss aber individuell erprobt werden. Die optimale Besatzdichte ist vom verwendeten Sortenmaterial abhängig!